SAMMELBAND mit 2 Einzeltiteln, in einem reich verzierten, auf das Jahr 1560 datierten Ganzledereinband.Exemplar aus dem Besitz des Juristen und Gutsbesitzers Dr. Joachim Goetz (* 1540 in Münden, † 1617 auf Olenhusen bei Münden), gebunden in einen auf das Jahr 1560 datierten schweinsledernen Einband des Wittenberger Buchbindemeisters Frobenius Hempel († 1571). Beinhaltend: HUTTICH, J./SAMBUCUS, J. Romanorum principu[m] effigies: cu[m] historiarum annotatione, olim ab Io. Huthicio confecta: nunc uero alicubi aucta & longe Castigatiora opera Io. Sambuci Tirnauiensis Pannonij. Quae tertiae, huic editioni accesserint uersa pagina indicat, Cum gratia privilegio Caesareo. Staßburg [latininisert: Argentoratum] (Wolf Köpfel [latininiert: Vouolfius Caephalaeus]) 1552 (der Verlagsort und das Erscheinungsjahr sind im Druck notiert recto auf Blatt 112). 16 unpaginierte S., 206 Blätter (mit Ausweis der Blattzählung- keine Paginierung!), zahlreiche Abb. in Holzschnitttechnik: die Titelseite mit figural geschmückter Portaldarstellung, zahlreiche ornamentale Vignetten, die zahlreichen in Holzschnitttechnik gefertigten Illustrationen mit Darstellungen römischer Münzen und münzähnlicher Darstellungen sowie Rundmedaillons mit Umschriften und ausgespartem Feld, die fehlende Münzvorlagen ersetzten. Dekesel H 45. Beigebunden: GEORGIEVITZ, B. De origine imperii Turcorum, eorumque administratione & disciplina, brevia quaedam capita notationis loco collecta. Cui libellus Turcorum moribus, collectus à Bartholomaeo Georgieuiz, adiectus est, Cum prafatione reverendi uiri D. Philippi Melanthonis. Wittenberg (Hans Krafft [latinisiert: Iohannes Crato]) 1555. 192 unpaginierte S., die Titelvignette und die 35 Abb. im Text präsentieren Porträtdarstellungen osmanischer Sultane im Holzschnitt. Dekesel G 35. Auf das Jahr 1560 datierter und signierter Ganzledereinband im Klein-Oktavformat aus der Werkstatt von Frobenius Hempel, Wittenberg (auf dem Vorderdeckel signiert mit dessen Initialen F. H.), mit 5 Bünden Der obere Rand des Titelblatts des Werk von Huttich/Sambucus ist leicht, ohne Verletzung des Satzspiegels, beschnitten worden, um einen einst dort handschriftlichen Eintrag zu tilgen. Sonst von ordentlichem Zustand. 402 Gramm.
Der Historiker und Theologe Johannes Huttich (* 1489 in Strinz [Taunus], † 1544 in Straßburg) publizierte 1525 in Straßburg erstmals eine Abhandlung, die in chronologischer Ordnung biographische Anmerkungen über die römischen Imperatoren und ihrer Gemahlinnen sowie der karolingischen und der herrschenden römisch-deutschen Kaiser und mitunter deren Sprösslinge, behandelt. Diese Protagonisten werden anhand von Holzschnitten von deren Porträtdarstellungen auf Münzen auch im Bilde vorgestellt. Dieses zur Gattung der frühen ikonographischen Münzbücher zählenden Werk war derart beliebt, dass davon mit wechselnden Titeln mehrere Auflagen bis in die fünfziger Jahre des 16. Jahrhunderts erschienen, darunter 2 zu Lyon 1552 und 1554 verlegte Ausgaben, die als Raubdrucke interpretiert werden könnten. Die hier vorliegende Veröffentlichung, die letzten Ausgabe aus dieser Straßburger Editionsfolge, hatte der Universalgelehrte Johann Sambucus (* 1531 in Tyrnau [Nagyszombat im damaligen Königreich Ungarn, heute Trnava, Slowakei], † 1584 in Wien) bearbeitet.
Bartholomeus Georgienitz (kroatisch: Bartolomej Georgijevics, * 1506 in Mala Mlaka bei Zagreb, † 1566 in Rom) geriet 1526 in der Schlacht bei Mohacs in türkische Gefangenschaft und verbrachte wohl mehr als ein Dutzend Jahre als christlicher Sklave im Osmanischen Reich. Schließlich konnte er über Syrien nach Jerusalem fliehen und fand zunächst Aufnahme in einem Kloster. Später begab er sich nach Europa, wo er unter dem Eindruck seiner Erlebnisse im Orient diverse schriftstellerische Arbeiten über die Geschichte, Kultur und Religion, Sitten und Gebräuche der Türken erstellte. Diese Veröffentlichungen wurden von seinen Zeitgenossen mit großem Interesse aufgenommen und in mancherlei Sprachen verlegt.
Der dekorative Einband ist in Präge- und Rollrädchentechnik sowie mittels Punzierungen mit szenischen biblischen Darstellungen und mit reichen ornamentierten Schmuckzonen geschmückt. Die Deckel weisen in ihrem Zentrum je ein mit Prägeplatten gefertigtes reliefiertes Bild auf (Vorderdeckel: Bathseba im Bade, beobachtet von dem hinter einer Balustrade seines Palasts stehenden König David; im Abschnitt die Schriftzeile SPECIES MVIERIS MVLT (Haebler I, 173, II); Rückdeckel: die vor den Zelten des Feldlagers stehende Judith und ihre Magd, letztere im Begriff, das abgeschlagene Haupt des Holofernes in einen Sack zu stecken; Abschnitt die Schriftzeile VOLVNTATEM TIMECVM SE [Haebler I, 173, IV]). Die Bildfelder stehen in einer Rahmung, die mit Blattwerk, Medaillons mit männlichen Profilköpfen und frontalen Engelsköpfchen geschmückt ist. Oberhalb und unterhalb der szenischen Felder ist je ein längsrechteckiges Feld eingeschoben. Auf dem Vorderdeckel trägt das obere die vertieften, mit paragraphenförmigen Trennzeichen assoziierten Bucheignerinitialen [§ I § G §], das untere die Jahreszahl 1559, während die beiden positionsgleichen Felder auf dem Rückdeckel gepunzte Blüten- und Rankenornamentik aufweisen. Im oberen Bereich der Titelseite der alte handschriftliche Besitzereintrag Joach: Goetz. Im unteren Bereich auf jener Seite der Eintrag Olenhusy, 25 May Ao [1]608. All diese Indizien machen es geradezu zwingend, den ursprünglichen Buchbesitzer mit dem Juristen Joachim Goetz (* 1540 in Münden, † 1617 auf Gut Olenhusen bei Höxter) zu identifizieren.
Sabine Wehling hat eine knappe und fundierte Darstellung seiner Biographie erarbeitet, die nachstehend wiedergegeben wird: 'Joachim Götz wurde am 25. April 1540 in Münden als Sohn des Peter Gotze […] und der Anna Ludewig geboren. Nach Schulbesuchen in Gotha und in Lüneburg immatrikulierte er sich am 13. Juni 1559 in Wittenberg und studierte dort bei Melanchthon. 1569 begleitete er den mecklenburgischen Gesandten auf einer Reise in den polnischen Reichstag nach Lublin. Danach setzte er seine Studien in Paris, Orleans und schließlich in Bourges fort, wo er am 5. Oktober 1572 zum Doktor beider Rechte promoviert wurde. Anschließend kehrte er nach Münden zurück und nahm im Dienst der Herzöge von Braunschweig-Grubenhagen an zahlreichen Gesandtschaften teil. Im Jahr 1595 wurde ihm das Erbhofamt eines Erbküchenmeisters zwischen Deister und Leine verliehen. Schon 1591 hatte er durch kaiserliche Bestätigung die Erlaubnis zur Führung des Adelsnamens ‚Götz von Olenhusen’ nach dem von ihm 1581 gekauften Gut Olenhusen erworben. In erster Ehe war Joachim Götz von Olenhusen mit Elisabeth Olemann verheiratet, der Tochter des Einbecker Bürgermeisters Andreas Olemann. Eines der sieben Kinder aus dieser Ehe starb 1597 im Alter von nur drei Jahren vier Tage nach dem Tod seiner Mutter wie diese an der Pest und erhielt an St. Alexandri in Einbeck ein Epitaph; die Inschrift hebt hervor, daß der Kleine bereits den Katechismus Luthers, 23 Psalmen und etliche Bibelstellen auswendig konnte. In zweiter Ehe heiratete Joachim Götz von Olenhusen im Jahr 1601 Clara Ernst, die Witwe des Carl von Rueden, die 1608 starb. Joachim Götz von Olenhusen starb am 6. August 1617 und wurde in der Kirche on Settmarshausen beigesetzt, die er hatte instandsetzen lassen' (DI 66, Lkr. Göttingen, Nr. 271 [Sabine Wehking], in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di066g012k0027100 - die Anmerkungen und Quellennachweise sind im Zitat weggelassen worden).
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