BALTIKUM. LIVLÄNDISCHER ORDEN. Wilhelm von Fürstenberg, 1557-1559. Hier geht's zur Video-BesichtigungEinseitige Halbtalerklippe 1558, geprägt während der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen dem Livländischen Orden und Rußland. 16,35 g. Vierfeldiges Wappen, darüber • 5 • 8 •. Brause-Mansfeld vgl. Tf. 16, 1 (dort Jahrgang 1559); Haljak 362 (6R); Neumann 274.
Von größter Seltenheit. Kl. Schrötlingsriß, fast vorzüglich
Exemplar der Auktion Westfälische Auktionsgesellschaft 79, Dortmund 2017, Nr. 3500.
Nach Säkularisierung und Umwandlung des preußischen Ordenslandes in ein erbliches weltliches Herzogtum unter polnischer Lehnshoheit im Jahre 1525 blieb lediglich Livland als geistliches Herrschaftsgebiet des Schwertbrüder- oder Livländischen Ordens, eines Zweiges des Deutschen Ordens, erhalten. Bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts hatten die Ordensherren zusammen mit dem Rigaer Erzbischof die Besitzansprüche des aufstrebenden Großfürstentums Moskau auf Livland noch abwehren können. Das Ende des Ordensstaates kam mit dem Livländischen Krieg von 1558 bis 1582, der aus der Expansionspolitik des Zaren Iwan IV. Grosnyi (der Strenge) resultierte. Der später populär Iwan der Schreckliche genannte russische Herrscher (1533-1584) wollte Livland, das ihm einen Zugang zur Ostsee ermöglichte, seinem Reich einverleiben. Die mit tatarischen Hilfskontingenten verstärkten russischen Truppen drangen im Januar 1558 unter Führung des Fürsten Kurbskij in Livland ein und konnten bald die Ordensfestung Narwa nehmen, die Bischofsstadt Dorpat sowie Fellin besetzten. Die wichtige Hafenstadt Riga und auch Reval hielten indes der russischen Belagerung stand. Die hier vorliegende Notmünze ist beredtes Zeugnis jener schweren Tage, sie soll nach Neumann in Wenden (Cesis) geprägt worden sein, dem Hauptort des Ordens in Livland, wo seit 1237 die Residenz des Ordensmeisters in der dortigen Burg lag. Der schon seit der Reformation geschwächte und in seinem Inneren zerrüttete Livländische Orden war letztlich zu schwach, sich den Eindringlingen mit Erfolg entgegenzustemmen. Wilhelm von Fürstenberg geriet in russische Gefangenschaft und starb 1568 in Moskau, ohne die Herrschaft des Zaren in Livland anzuerkennen. Unter seinem Nachfolger Gotthard Kettler, der das Amt 1559 angetreten hatte, wurde das Ordensheer am 2. August 1560 bei Ermes vernichtend von den Russen geschlagen. Da der Ordensmeister beim Reich keine Unterstützung fand, begab er sich unter den Schutz von Polen-Litauen. In dem am 28. November 1561 zu Wilna geschlossenen Vertrag erhielt Kettler die südlich der Düna gelegenen Gebiete als erbliches Herzogtum Kurland und Semgallen, die nördlich des Flusses gelegenen Gebiete sollte er als Lehnsmann der polnischen Krone verwalten. Am 5. März 1562 erfolgte die Ausrufung zum Herzog, zugleich erlosch der Ordensstaat. Der von Iwan IV. angezettelte Livländische Krieg war indes mit dem Erlöschen des Ordens nicht beendet, er erstreckte sich noch über 20 Jahre, da Polen und Litauen, Schweden und Dänemark militärisch intervenierten und nicht gewillt waren, ein Machtgebiet des Zaren unmittelbar an der Ostsee hinzunehmen. Im Frieden von Jam Zapolski vom 15. Januar 1582 mußte der Zar seinen Ansprüchen auf Livland abschwören.