Hoher Orden vom Schwarzen Adler (1701). Gestickter Bruststern, Anfertigung aus dem letzten Quartal des 18. Jahrhunderts, 118 x 119 mm, Silberlaan- und -Pailletten-Stickerei, im Zentrum Adler auf gelbem Grund gemalt, die rechte und die untere Strahlenspitze etwas beschädigt, nahezu alle Fixier-Schlaufen vorhanden, minimal gedunkelt, rückseitiges Abdeckpapier mit alter Beschriftung 'G R: m / m 3.96', an zwei Spitzen gebrochen, im originalen alten, goldfarben bedruckten Etui, mit aufgelegtem goldfarbenem Signet, mit Wappen mit der Umschrift 'DEVOTA MORTI PECTORA LIBERAE'. OEK23 1581 var.
R II
Prachtvolles Exemplar aus dem letzten Quartal des 18. Jahrhunderts im extrem seltenen Originaletui, mit ungewöhnlicher Provenienz. Es handelt sich eindeutig um einen Bruststern zum Orden, was an den Silber-Pailletten in den Sternstrahlen zu erkennen ist.
Nach Stillfried (in SSAa Nr. 322) handelt es sich bei dem Wappen um dasjenige von Nicolaus [Niklaus] Friedrich von Steiger (1729-1799), Schultheiß zu Bern, den König Friedrich Wilhelm II. von Preußen (1744-1797, reg. seit 1786) zusammen mit Friedrich Freiherr von Sinner (1713-1791), ebenfalls Schultheiß zu Bern, im Dezember 1788 in den Hohen Orden vom Schwarzen Adler aufgenommen hat.
Steiger wurde am 23. Mai 1729 in Bern als dritter Sohn des aus dem Berner Patriziat stammenden Niklaus Sigmund Steiger, genannt v. Monnay (1702-1743), damaliger bernischer Landvogt zu Morges, und dessen Ehefrau Francisca Elisabeth Henriette, geb. de Vuillermin geboren. Er studierte in Halle an der Saale, unternahm ausgedehnte Bildungsreisen durch Deutschland und hielt sich auch länger in den Niederlanden auf. Ende 1754 kehrte er nach Bern zurück, wo er seinen Dienst in die Verwaltung des Kantons stellte und nacheinander verschiedene Stellungen in bernischen Städten einnahm. Seine umfangreichen Kenntnisse und sein besonderes diplomatisches Geschick konnte er in der Folgezeit immer wieder bei Vermittlungsaufgaben im komplizierten Gemengespiel der einzelnen Schweizer Kantone, Herrschaften, Untertanenlande und ausländischen Mächte (u. a. Preußen und Frankreich) unter Beweis stellen. Nachdem er über das Erbe von seiner Mutter an die Herrschaft Montrichier im Waadtland gekommen war, heiratete er 1756 Elisabeth Margaretha von Büren (1736-1805), mit der er einen Sohn und eine Tochter hatte.
Aufgrund seines hohen Ansehens wurde er Ostern 1787 zum Schultheiß von Stadt und Kanton Bern gewählt. „Aus besonderer Achtung vor dem Rathe von Bern“ nahm ihn König Friedrich Wilhelm II. von Preußen zusammen mit seinem Amtskollegen Friedrich Freiherr von Sinner im Dezember 1788 in den Hohen Orden vom Schwarzen Adler als 322. Ordensritter auf. Dies ist als ungewöhnlicher Ausdruck der überaus hohen Wertschätzung Friedrich Wilhelms II. sowohl für Steiger persönlich als auch für den Rat von Bern zu sehen; war der König doch (seit 1707) Souverän des Schweizer Fürstentums Neuenburg [Neuchâtel], vertreten durch einen Gouverneur.
Im Alter von 69 Jahren nahm er, trotz der bereits erfolgten Kapitulation Berns, am 5. März 1798 an der Schlacht am Grauholz gegen die französischen Truppen unter dem Divisionsgeneral Balthasar Alexis Henri Antoine von Schauenburg (1748-1831) teil, in der die bernischen Truppen vernichtend geschlagen wurden. Steiger entkam zunächst ins Berner Oberland und dann nach Süddeutschland, wo er am 3. Dezember 1799 im Augsburger Exil gestorben ist. 1805 erfolgte die Überführung seiner Gebeine ins Berner Münster.
; BEDEUTENDE RHEINISCHE SAMMLUNG PREUSSISCHER ORDEN UND EHRENZEICHEN; KÖNIGREICH PREUSSEN (1701-1918).;