ERBSTEIN, K.F.W.
Numismatische Bruchstücke in Bezug auf sächsische Geschichte. Vollständige Folge, enthaltend die Hefte 1-3, mit den Bruchstücken 1-11 (Alles Erschienene), Dresden 1816, 1821 und 1828. Hier in zwei gleichartigen Einbänden: Das erste Heft (enthaltend das 1., 2. und 3. Bruchstück) sowie das zweite Heft (mit dem 4. bis 8. Bruchstück) sind vom Buchbinder vereint, das dritte Heft mit den übrigen Bruchstücken ist separat gebunden worden. (1. Heft:) Frontispiz (in Kupfer gestochene Tf. mit Abb. von Münzen), XIV, 64 S.; Frontispiz (in Kupfer gestochene Tf. mit Abb. von Münzen), Titelvignette, (2. Heft:) XXIV, 71 S., 1 gefaltete Stammtafel; (3. Heft:) XX, 132 S., 1 Blatt (letzteres mit einer Ankündigung Erbsteins an die Bezieher) 3 gefaltete Stammtafeln, 3 gefaltete Tfn. mit Abb. von Brakteaten. Pappbände im Oktavformat, wohl des ausgehenden ersten oder des frühen zweiten Drittels des 19. Jahrhunderts, die Buchdecken bezogen mit Steinmarmorpapier, dreiseitiger Rotschnitt. Die goldgeprägten Rücken mit einem auf hellblauem Grund goldgeprägten Titelschild. Die Einbände etwas berieben und bestoßen. Während die Hefte 1 und 2 kaum Stockflecken aufweisen, sind in Heft 3 jene hingegen zahlreicher vorhanden. In dieser Vollständigkeit und insbesondere mit dem Autograph des Autors (siehe die folgende Anmerkung) von großer Seltenheit. 451 Gramm. (2)
Karl Friedrich Wilhelm Erbstein (* 1757 in Dorf-Wehlen bei Pirna; † 9. Juli 1836 in Dresden) immatrikulierte sich 1777 an der Universität Leipzig in den Fächern Theologie und Geschichte, verlegte sich jedoch 1780/81 auf ein Studium der Medizin an den Hochschulen in Dresden und Leipzig. Im Laufe seiner Studien hatte er den Magistertitel erworben, promovierte indes nicht, sondern gründete stattdessen 1784 einen Buchhandel in Meißen, dem er einen Verlag anschloß und 1799 mit einem Buchhandelsgeschäft in Lübben ergänzte. Aufgrund seiner eigenen historischen und naturkundlichen Veröffentlichungen, seiner Verlegertätigkeit und dank seiner fruchtbaren Kontaktpflege zu etablierten Persönlichkeiten der Wissenschaft verlieh ihm die Universität 1802 das Ehrendoktorat. Doch vier Jahre später mußte er aufgrund der wirtschaftlichen Verschlechterungen, die aus dem Krieg gegen das napoleonische Frankreich resultierten, seine bisherige berufliche Tätigkeit aufgeben. 1810 zog er mit seiner Familie nach Dresden und arbeitete von 1814 bis 1817 dort als Kassenschreiber der königlich-sächsischen Hauptkasse für die öffentlichen Straf- und Versorgungsanstalten. Schon in dieser Phase nutzte er seine über Deutschland hinausreichenden Kontakte zu Münzensammlern und numismatisch Interessierten auch händlerisch, was eine Annonce aus dem Jahre 1815 belegt. Nach Aufgabe seiner Tätigkeit bei der Hauptkasse widmete er sich ausschließlich seiner historischen und numismatischen Interessen, stellte sich als beratender numismatischer Fachmann zur Verfügung und übernahm Auktionsvertretungen. Zugleich veröffentlichte er auf dem Gebiet der Geschichte und Münzkunde weitere Arbeiten, zu nennen sind hier insbesondere seine in drei Heften zwischen 1816 und 1828 erschienenen 'Numismatische Bruchstücke in Bezug auf sächsische Geschichte'. 1830 veräußerte er seine rund 4000 Stück umfassende Münzsammlung an den Dresdner Lederhändler, Sammler und numismatischen Autor Christian Jacob Goetz.
Im dritten Heft, zwischen S. 132 und Karl Friedrich Wilhelm Erbsteins Hinweisblatt an seine interessierten Leser, ist ein eigenhändiger vierseitiger Brief dieses Autors (unterzeichnet mit M[agister]. Erbstein, erstellt in Dresden am 24. Mai 1827 eingebunden worden. Lose beigefügt zwei Beschreibungszettel von Münzen mit seinen eigenhändigen Ausführungen und einer dementsprechend mit seinem akademischen Titel verknüpften Unterschrift. Beide Zettel weisen typische Faltspuren auf, die darauf deuten, daß sie einst als Umhüllungen der betreffenden Münzen, eines Kipper-Pfennigs 1622 der Stadt Frankfurt an der Oder bzw. eines wohl spätmittelalterlichen Hellers der Stadt Görlitz gedient haben.
Auf den Spiegeln der Rückdeckel der beiden hier vorliegenden Einbände von unbekannter Hand je ein Eintrag, der den Erwerb dieses Sets am 8.12.1863 in der von Friedrich Wilhelm Linde (* 1816, † 1874) in Berlin geführten Gsellius'schen Buch- und Antiquariatshandlung dokumentiert.
Auf dem Spiegel des Vorderdeckels Exlibris für Hasso Schwänke.