GERHARDT, M.R.B. senior.
Taschen-Cabinet der Münzkunde aller Länder. Für Banquiers, Kaufleute, Statistiker, Reisende und Andere, welche von der gegenwärtigen und ehemaligen Münzverfassung der Staaten in und außerhalb Europa, gründliche Nachrichten und eine anschauliche Kenntniß der vornehmsten verschiedenen neuern und ältern Münzsorten haben wollen. Ersten Bandes erstes Heft, welches die Portugiesischen und Spanische Münzverfassung erläutert und deren gegenwärtige und ehemalige Münzsorten in Zehen Kupfertafeln vorstellet. Berlin (Königlich Preußische Akademie Kunst- und Buchhandlung) 1794. X, 158 S., 10 Tfn., 10 Blätter mit Erläuterungen der Abbildungen. Dekesel/Dekesel-De Ruyck G84. Ganzledereinband, wohl der Zeit, im Oktavformat, mit Rotschnitt, 5 Bünden und 2 Rückenschildern. Der Einband berieben, kleine Läsionen oben und unten am Rücken. 314 Gramm.
Der Königlich-Preußische Haupt-Banco-Buchhalter Marcus Rudolf Balthasar Gerhardt (* 1735, † 1803) konnte von seinem umfassend angelegten Publikationsprojekt 'Taschen-Cabinet der Münzkunde aller Länder' lediglich das hier vorliegende 1. Heft des 1. Bandes realisieren. Zwischen 1770 und 1799 publizierte er für Kaufleute, im Bankwesen Tätige und letztendlich Allen, die im täglichen Umgang mit Münze, Maß- und Gewicht oder Wechselkursen standen, unter diversen Titeln einige diesbezügliche Nachschlagewerke.
Auf der Titelseite ein nachträglich mittels eines Pinselstrichs verundeutlichter handschriftlicher Besitzereintrag eines Wilh[elm] Sterioff [?] vom 8. Jun 1796.
Recto auf dem fliegenden Vorsatzblatt ein handschriftlicher Eignervermerk eines M Wolff aus dem Jahre 1848.
Auf dem Spiegel des Vorderdeckels Exlibris für P. C. Stroehlin. Paul Frédéric Charles Stroehlin (* 1864 in Genf, † 1908 in Les Eaux-Vives bei Genf) stammte aus einer württembergischen Familie, die Anfang des 19. Jahrhunderts nach Genf eingewandert war und sich dort rasch etablieren konnte. Von 1882 bis 1888 studierte er Geschichte und Numismatik an den Universitäten Berlin und Leipzig. 1889 kehrte er in seine Heimatstadt zurück und führte als Münzenhändler und sammelnder Privatier ein reges Leben. So redigierte er seit 1891 die Schweizerische Numismatische Rundschau und stand von 1899 bis zu seinem Ableben der Schweizerischen Numismatischen Gesellschaft als Präsident vor. In Eigeninitiative gab er das monatlich erscheinende 'Journal des collectionneurs' heraus. Als Mitglied der Freimaurer gründete er 1897 das Musée de la loge Union et Travail in Genf und betätigte sich von 1902 bis 1908 als Konservator am Musée épigraphique cantonal de Genève. Noch zu Lebzeiten trennte er sich von Teilen seiner Münzen- und Medaillensammlung, die die Firma L. & L. Hamburger, Frankfurt am Main, im Rahmen zweier Auktionen auflöste (Versteigerungen vom 20.1.1902 und folgende Tage sowie vom 26.5.1902 und folgende Tage; in der Zählung späterer Versteigerungen des numismatischen Nachlasses von Paul Stroehlin fanden diese beiden keine Berücksichtigung). Nach seinem Tode widmeten sich die Firmen Muriset-Gicaut in Genf und Sotheby, Wilkinson & Hodge in London der Verauktionierung der von Paul Stroehlin hinterlassenen Münzen und Medaillen (Muriset-Gricaut Auktionen vom 15.-20.11.1909 [première partie] und vom 20.2.1911 u.f.T. [troisième partie]; Sotheby, Wilkinson & Hodge 30.5.1910 u.f.T. [second portion]).
Oberhalb dieses Bücherzeichens Exlibris für Hasso Schwänke.