
CLEMENT, N./GUIBAUDET, F. Les rois et ducs d'Austrasie de N. Clement, traduits en françois, par François Guibaudet Dijonnois. Coulonge 1591. Titelblatt, 12 unpaginierte S., 1 Blatt, 142 S., zahlreiche, als Porträtmedaillons gestaltete Kupferstiche der Herrscher des frühmittelalterlichen ostfränkischen Reiches sowie der mittelalterlichen und postmittelalterlichen Herrscher Lothringens. Ganzledereinband im Oktavformat, wohl um 1700, auf 5 Bünden, mit rotem Sprenkelschnitt, goldgeprägtem Rücken und goldgeprägten Rückenschild. Die Buchdecke außen aus konservatorischen Gründen später dünn mit klarem Lack überzogen. Das Titelblatt ist verletzt worden, wohl um ältere Besitzersignets auszulöschen: einerseits durch Beschneiden der unteren unbedruckten Zone, andererseits durch Entfernen des hochovalen unbedruckten Zentrums eines mittigen Kartuschenmotivs der Titelvignette. Am unteren Rand ist noch der Federzug einer Signatur sichtbar, das Feld in der Leerkartusche diente hier wohl einst auch als prominenter Platz für eine Eigentümerkennzeichnung (vgl. https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k10405126.image). Der Fertiger des vorliegenden Einbands hatte im Zuge des Herstellungsprozesses das damals bereits in seiner Substanz geminderte Titelblatt auf ein Blankoblatt montiert. 312 Gramm. Recto auf dem hinteren fliegenden Vorsatzblatt der dreizeilige handschriftliche Besitzereintrag: Jean Francois Nicolas / a Nancy le 25e aoust 1725 / Donné par mon cher pere. Der Autor jener kleinen Notiz dürfte identisch sein mit Jean Francois Nicolas (* 1710 in Nantes, † 1776. Zu seinem Sterbejahr, siehe Delphine Langard. Pierre-François Nicolas, un ”monument” de la chimie par son enseignement et ses oeuvres au XVIIIème siècle. Sciences pharmaceutiques. 2007 [HAL 01733538], S. 10), Sohn einer wohlhabenden Familie von Kaufleuten in Nancy, deren berufliche Familientradition er erfolgreich weiterführte. Im Laufe seines Lebens erwarb er sich vor allem eine über seine Heimatstadt hinaus reichende Bekanntheit für seine Kennerschaft über die Geschichte Lothringens und seiner daraus erwachsenen großen Leidenschaft zum Sammeln jeglicher diesbezüglicher Druckschriften, Dokumente und graphischer Blätter, egal ob antiquarische Objekte oder Neuerscheinungen. Wohl aus diesem Streben und weniger aus ökonomischen Gründen gründete der wohlsituierte Handelsherr eine Buchhandlung in der rue Saint-Dizier, wo er nicht allein Gedrucktes zum Verkauf feilbot, sondern gleichzeitig einen Treffpunkt zum gedanklichen Austausch mit Gleichgesinnten schuf. Hier verschaffte er interessierten Besuchern, darunter prominente Geschichtsforscher, Zugang zu seinen Sammlungsstücken und teilte mit ihnen seinen Wissensschatz. Er besaß eine recht umfangreiche Kollektion graphischer Blätter, so z. B. mit Wappendarstellungen Lothringer Familien oder auch graphischen Werken lothringer Künstler, darunter allein mehr als 300 des 1621 in Nancy geborenen Malers und Kupferstechers Israel Sivestre (https://epitome.hypotheses.org/author/amallick). Von seinen zu Papier gebrachten Studien sind nur wenige Manuskripte überliefert, darunter seine Aufzeichnungen über die Ereignisse von 1697 bis 1744 in Nancy, die erst im Jahre 1900 durch den Historiker Christian Pfister herausgegeben worden sind (Journal de ce qui s’est passé à Nancy depuis la Paix de Ryswick conclue le 30 octobre 1697 jusqu’en l’année 1744 inclusivement par le libraire Jean Francois Nicolas, Nancy 1900; dort auch biographische Angaben zu Jean Francois Nicolas auf S. 8-14), das in gedruckter Fassung erst im Jahre 1900 von Christian Pfister in Nancy herausgegeben worden ist. Jean-François Nicolas ist auch als Sammler von graphischen Blättern bezeugt. Auf dem Spiegel des Vorderdeckels befinden sich drei gedruckte Bücherzeichen: In zentraler Position das wohl vor 1820 von Perkins & Heath, London, geschaffene Exlibris für Augustus Frederick, 1st Duke of Sussex (* 1773 im Buckingham Palace, London, † 1843 im Kensington Palace, London). Der sechste Sohn von König George III. von Großbritannien und Irland und Königin Charlotte schuf in seinem Wohnsitz Kensington Palace eine thematisch breit angelegte Bibliothek, die schließlich ca. 50.000 Publikationen enthielt. Bereits bald nach dem Tode des königlichen Prinzen wurden dieser Bücherbestande im Zuge von 6 Auktionen des Hauses Evans in London aufgelöst (Bibliotheca Sussexiana: The extensive and valuable libray of His Royal Highness the late Duke of Sussex, K.G. &c. &c. [...], Versteigerungen vom 1.7.1844 u.f.T.; vom 31.7.1844 u.f.T., vom 12.9.1844 u.f.T.; vom 12.8.1844 u.f.T.; vom 30.1.1845 u.f.T; vom 22.4.1845 u.f.T.; vom 11.8.1845 u.f.T.). Zuunterst das Exlibris für Hasso Schwänke. Exemplar der Auktion Sotheby, Wilkinson & Hodge, 16.-19.12.1903, Nr. 198.
Das hier offerierte Buch hat Jean-François Nicol bereits im Alter von 15 Jahren von seinem Vater erhalten. Es dürfte seine Leidenschaft für die lothringische Geschichte befördert haben und den passionierten Sammler und Forscher vielleicht lebenslang begleitet haben.
Oberhalb dieses Bücherzeichens das runde mit der Umschrift Ex + libris - Gualteri + Sneyd versehene Wappenexlibris für Walter Sneyd [den Jüngeren] (*1809 in Keele, Staffordshire, † 1888 in Marylebone, Greater London), Spross einer bis ins 14. Jahrhundert fassbaren einflussreichen Familie, die 1544 in Staffordshire unweit des heutigen Stoke-on-Trent Ländereien erwarb und dort ihren Wohnsitz Keele Hall errichtete (Bernard Burke, A Genealogical and Heraldic History of the Landed Gentry of Great Britain London 1921, S. 1632). Walter Sneyd studierte Theologie am Christ Church College in Oxford, erwarb 1831 den Bachelor- und 1834 den Magistertitel (Oxford University [Hrsg.], A Catalogue of All Graduates in Divinity, Law, Medicine, Arts and Music, who have regulary proceeded or been created in the University of Oxford, between October 10, 1659 and December 31, 1850, Oxford 1851, S. 618). Noch im Jahr seines Universitätsabschlusses wurde er zum Diakon und 1835 zum Priester respektive Presbyter der Church of England ordiniert. Fortan widmete er sich rund 3 Jahrzehnte seinem geistlichen Ministerium. In dieser Zeit bewohnte er Denton House in Wheatly, nahe Oxford, wo er sich in Mußestunden dem Sammeln widmete. Insbesondere interessierten ihn mittelalterliche Handschriften und früher gedruckte Bücher, aber auch altes Kunsthandwerk. Darüber hinaus war er ein recht begabter Zeichner und Karikaturist. 1870 trat er das Erbe seines unverheirateten älteren Bruders Ralph an und ließ sich wieder auf dem Familiensitz Keele Hall nieder. Eine Partie aus seiner eigenen Bibliothek, aber wohl auch einen Teil der in Keele Hall wohl über Generationen der Familie hinterlassenen Bücherbestände ließ Walter durch das Haus Sotheby, Wilkinson & Hodge versteigern (Sotheby, Wilkinson & Hodge Auktion vom 16.-19.12.1903. Portion of the Valuable Library of Rev. Walter Sneyd, M.A., of Keele Hall, removed from Denton House, Oxon.). Doch erst etliche Jahre nach seinem Ableben gelangte der Kern seiner Sammlung, die bedeutende Kollektion von Manuskripten samt früher Druckwerke, unter den Hammer (Sotheby, Wilkinson & Hodge Auktion vom 16.-19.12.1903, Catalogue of a selected portion of the library of valuable and choice illuminated and other manuscripts and rare early printed books, the property of the late Rev. Walter Sneyd, M. A. [Removed from Keele Hall, Staffs.]).
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