AV-Drachme, 404/355 v. Chr.; 3,94 g. Kopf des Dionysos l. mit Efeukranz//Herakles kniet r. mit Löwenfell, Pfeil und Bogen, davor Fackel.
Corpus Nummorum Online -; Hoover -; West, NNM 40, -. Von allergrößter Seltenheit. Sehr attraktives Exemplar von feinem Stil. VorzüglichExemplar der Auktion Bank Leu 45, Zürich 1989, Nr. 79 und der Auktion Leu Numismatik AG 72, Zürich 1998, Nr. 150.
In US-Plastikholder der NGC mit der Bewertung Ch AU», Strike: 5/5, Surface: 4/5, Fine Style. Zertifikatsnr.: 8231807-001.
Das feine Stück ist Wests Periode III zuzuordnen. West kannte allerdings mit dem Beizeichen Fackel nur die Hemidrachme (und auch diese nur bei einem einzigen Exemplar), nicht die vorliegende Drachme.
Herakles wurde auf Thasos besonders verehrt; die Überreste seines Heiligtums sind noch heute in Limenas (der antiken Stadt Thasos) zu besichtigen. Ein Relief am Tor des Herakles und Dionysos bildete den bogenschießenden Herakles so ab, wie er auf dem Revers der Münze dargestellt ist. Die Ursprünge des Herakleskultes auf Thasos sind umstritten. Am Anfang des 20. Jahrhunderts folgte die Forschung den Ausführungen Herodots, der Herakles mit dem tyrischen Melqart gleichsetzte, dessen Verehrung schließlich von tyrischen Siedlern nach Thasos gebracht wurde. Jedoch konnte die archäologische Forschung auf der Insel keinerlei phönizische Spuren nachweisen, womit der thasische Herakles nicht der phönizische Melqart sein kann. Näherliegend ist wohl, wie von Marion Muller-Dufeu dargelegt, dass der Herakles-Kult von Siedlern aus der nördlichen Ägäis stammt. Diese hätten die Verehrung des Herakles auf Thasos etabliert, bevor die Parier die Insel im 7. Jahrhundert v. Chr. besetzten, um von den reichen Bodenschätzen zu profitieren. Die gemeinsame Darstellung von Herakles und Dionysos deutet Muller-Dufeu als die Bereitschaft der Thasier, auch fremde Kulte anzunehmen, um die gegenseitigen Beziehungen der verschiedenen Siedlergruppen zu verbessern. Am Tor des Herakles und Dionysos befanden sich Reliefs des bogenschießenden Herakles und des Dionysos. Das Relief mit der Darstellung des Herakles befindet sich heute in Istanbul, jenes mit Dionysos ist verschollen. Der Begleittext am Stadttor bezeichnet die beiden Gottheiten als Söhne der Alkmene und weist somit daraufhin, dass sie Söhne des Zeus mit einer Sterblichen, und doch Götter sind. Ein mögliches Ziel dieser Darstellungen kann also die Betonung von Gemeinsamkeiten in den verschiedenen Kulten sein. Unser Stück würde damit einen entscheidenden Teil der kulturellen Entwicklung auf Thasos abbilden (dazu: Muller-Dufeu, M., Hérodote, l'Héraclès de Thasos et les „Phéniciens“, in: Revue des Etudes Grecques 129.2 (2016), S. 237-265).