MERTENS, E.
Der Brakteatenfund von Nordhausen. (Münzstudien, Band VI) Halle (Saale) 1929. 8 unpaginierte, 178 S., zahlreiche Abb. im Text, 27 Tfn., 1 gefaltete Verbreitungskarte mit Eintragung der im Fund vertretenen Münzstätten. Halbleineneinband, wohl des zweiten Drittels des 20. Jahrhunderts, mit in Weiß handgeschriebenem Rückentitel und verstärkten Ecken, die Deckel außen bezogen mit beprägtem Papier. 1007 Gramm.
In Nordhausen wurde 1911 ein mittelalterlicher Silberschatz von Arbeitern entdeckt, der weitgehend aus Brakteaten bestand, aber auch einige zweiseitige Pfennige und wenige Stücke Barrensilber enthielt. Die Finder händigten zwar die Masse dieses um das Jahr 1210 verborgenen Depots dem Grundbesitzer aus, eine kleine Gruppe von Brakteaten behielten sie aber ein. Der Berliner Münzenhändler Rudolf Kube erwarb dieses Konvolut und veräußerte es 1918 an das Königliche Münzkabinett Berlin. Die Dubletten aus diesem Konvolut gelangten mit einer Vielzahl weiterer überschüssiger Münzen des Münzkabinetts als Einlieferung in Kubes Auktion vom 11.3.1918 und folgende Tage. Die Firma A. Riechman & Co. konnte schließlich 1928 die im Besitz des Nordhausener Grundstückseigentümers befindlichen Stücke in ihrer Auktion positionieren und mit dem von Richard Gaettens bearbeiteten Katalog ein erstes ausführlicheres Zeugnis von diesem bedeutenden Schatz vorlegen. Die detaillierte Rekonstruktion sowie die wissenschaftliche monographische Publikation des Gesamtfundes, die 1929 im Verlag A. Riechmann & Co. erschien, besorgte der evangelische Theologe und Numismatiker Eberhard [Otto] Mertens (* 1895 in Stendal, † 1968 in Halle-Dölau), der im Erscheinungsjahr seines Werkes mit der Prokuristin der Firma A. Riechmann & Co., Erna Lorenz (* 1902 in Treuen, † 1984 in Freiburg im Breisgau), die Ehe schloss.
Auf dem Spiegel des Vorderdeckels die Rechteckstempelung Bibliothek/V. u. G. Hatz.
Gert Hatz (* 1928 in Hamburg, † 2017 in Eutin) studierte ab 1947 an der Universität seiner Heimatstadt Geschichte, Germanistik, Historische Hilfswissenschaften und Volkskunde und wurde mit seiner von Walter Hävernick betreuten Dissertation 'Die Anfänge des Münzwesens in Holstein. Die Prägungen der Grafen von Schauenburg bis 1325' 1952 promoviert. Gleich darauf erhielt er eine Anstellung am Museum für Hamburgische Geschichte, wo er seit 1950 bereits als studentische Hilfkraft im Münzkabinett gearbeitet hatte. Er wurde Hauptkustos und leitete das Münzkabinett bis zum Eintritt in seinen Ruhestand 1993, betreute aber auch den Zentralkatalog der deutschen Münzfunde des Mittelalters und der Neuzeit, zählte ab 1956 zu den Mitarbeitern der deutschen Münzen in schwedischen Funden der Wikingerzeit, war schon früh in der Numismatischen Kommission der Länder tätig, deren Vorsitz er zwischen 1974 und 1993 innehatte. Mit seiner 1974 unter dem Titel 'Handel und Verkehr zwischen dem Deutschen Reich und Schweden in der späten Wikingerzeit [...]' verlegten Habilitationsschrift erwarb er 1971 seitens der Universität Hamburg die Lehrbefugnis als Privatdozent und lehrte seit 1988 ebenda als außerplanmäßiger Professor. Als Honorarprofessor wirkte er zudem am Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Kiel, das tradtionsgemäß in der deutschen Forschungslandschaft eine bedeutende Rolle in der Erforschung der archäologischen Zeugnisse frühmittelalterlicher und wikingerzeitlicher Epochen spielt.
Vera Hatz, geborene Jammer, (* 1923 in Hamburg, † 2010 in Eutin) war 1951 mit ihrer Dissertation 'Die Anfänge der Münzprägung im Herzogtum Sachsen' (verlegt 1952 in der Reihe Numismatische Studien) an der Universität promoviert worden. Im Anschluss arbeitete sie als wissenschaftliche Hilfsarbeiterin am Museum für Hamburgische Geschichte und übernahm seit 1954 wesentliche Aufgaben im Projekt der Aufarbeitung und Erforschung der deutschen Fundmünzen des 10. und 12. Jahrhunderts in Schweden, eine fruchtbare Tätigkeit, die sie auch nach ihrer Vermählung mit Gert Hatz weiter fortsetzte, mit dem sie auch zuvor schon in enger Zusammenarbeit verbunden gewesen war. Besondere Vedienste erwarb sie sich u. a. hinsichtlich der Erforschung der Otto-Adelheid-Pfennige.