AR-Denar, 50/54, Rom; 3,43 g. Kopf r. mit Lorbeerkranz//Drapierte Büste r. mit Ährenkranz. BMC 75; Coh. 4; RIC² 81. RR Korrodiert, sonst schön/fast sehr schönDas Bild der jüngeren Agrippina wird bis heute massiv von dem vernichtenden Urteil der antiken Geschichtsschreibung beeinflusst. Sueton (Claudius, 26,3) berichtet beispielsweise, Agrippina habe die schändliche Eheverbindung mit ihrem Onkel Claudius aktiv herbeigeführt, indem sie "ihn durch ihre Reize ganz in sich verliebt" machte. Der Kaiser wird dabei vornehmlich als passiver Empfänger weiblicher Befehle dargestellt. Tatsächlich war Claudius jedoch ebenso sehr an der Verbindung interessiert wie Agrippina. Durch ihre Abstammung vom julischen Kaiserhaus konnte Claudius seine Herrschaft zusätzlich legitimieren.
Auch das Verhältnis zwischen Agrippina und ihrem Sohn Nero wird mithilfe verschiedener wiederkehrender Topoi charakterisiert. So sei über ein inzestuöses Verhältnis zwischen Mutter und Sohn spekuliert worden (Tacitus, Ann. 14,9). Außerdem habe Nero, nachdem drei Anschläge mit Gift und ein inzeniertes Bootsunglück nicht zu ihrem Tod geführt hatten, ihren Mord direkt angeordnet und es wie einen Suizid aussehen lassen (Sueton, Nero, 34,2-5).
Agrippina wird damit zur Projektionsfläche der senatorischen Geschichtsschreibung, die einerseits Nero als Kaiser, andererseits politisch aktive Frauen ablehnte.