LEO HAMBURGER, Auktion [52] vom 12.11.1912 u.f.T., Frankfurt/Main.
Katalog [52]. Schweizer Münzen u. Medaillen. Sammlungen der Herren J. R. Ford in Leeds, R. H. in L. sowie die Schweizer Serie der Sammlung Paul Joseph, u. A. Numismatische Bücher. 6 unpaginierte, 124 S., 6 Tfn. 2356 Nrn. Orig.-Broschur, das im Gelenkbereich abgelöste vordere Deckblatt weist unten eine Fehlstelle auf und ist mittels drei transparenter Klebebandstreifen später wieder am Buchkörper befestigt worden.
Recto in Nachbarschaft der Fehlstelle des vorderen Deckblatts ist eine Stempelung ausschnitthaft lesbar, die erkennen lässt, daß dieser Katalog einst der Münzhandlung [Julius] Jenke in München gehörte. Julius Jenke (* 1882 in München, † 1957 ebendort) hatte anfangs in der Münzenhandel seines Vaters, des Bankiers Carl Jenke († 1920) gearbeitet und gründete nach dessen Ableben sein eigenes Münzhandelsgeschäft in der Münchener Maximilianstraße. Dieses Unternehmen wurde später vom studierten Juristen Egon Beckenbauer (* 1913 in Würzburg, † in Pfarrkirchen, Landkreis Rottal-Inn) übernommen und zu einem Auktionshaus erweitert. Anschließender Inhaber wurde das Bankhaus Aufhäuser, deren so hinzugekommene numismatische Abteilung neben ihrem Handel mit Münzen und Medaillen regelmäßig einschlägige Versteigerungen veranstaltete. Nachdem sich die Bank von ihrer numismatischen Abteilung getrennt hatte, entstand daraus die Künker Numismatik.
John Rawlinson Ford (* 1844 in Leeds, † 1934) war ein in Leeds praktizierender Rechtsanwalt, dem im Jahre 1919 der Titel eines Ehrendoktors der Rechte verliehen wurde (https://archiveshub.jisc.ac.uk/search/archives/3795be07-94f8-37cc-bb01-a9b2c309dc73). In Morecambe Lodge, Morecambe Bay, Lancashire, England, besaß er eine Liegenschaft. In Lancashire und in Leeds.betätigte er sich auch als Richter (https://www.wikitree.com/wiki/Ford-10915).
Der Mittelschullehrer Paul Joseph (* 1849 in Strausberg, † 1923 in Frankfurt am Main) war ein Sammler mittelalterlicher und neuzeitlicher Münzen und Medaillen der deutschen Gebiete, insbesondere der Münzstände des Mittelrheingebiets und deren umliegender Regionen, dessen profunden Kenntnisse in seinen zahlreichen numismatischen Aufsätzen und Monographien ihren Niederschlag fanden. Von 1899 bis 1921 war er Herausgeber der von 1899 bis 1901 bestehenden Frankfurter Münzblätter und anschließend Verleger und Herausgeber der bis 1921 bestehenden Frankfurter Münzzeitung.
Auf dem Spiegel des vorderen Deckblatts das gestochene Wappenexlibris des Sammlers Gottlieb Wüthrich (Ex Libris G. Wüthrich, No. [handschriftlich notiert:] N 3). Wühtrich (* 1869 in Münchenbuchsee, Kanton Bern, † 1946 in London) war nach seiner Ausbildung am Technikum Burgdorf zum Elekroingenieur 1898 in die Dienste der Maschinenfabrik Oerlikon getreten. Schon im folgenden Jahr wechselte er an die Londoner Niederlassung des Unternehmens und blieb ihm bis zu seinem Tode als Mitarbeiter treu. Von 1921 bis zu seinem Ableben fungierte er als Direktor dieser Niederlassung (Nachruf: Schweizerische Numismatische Rundschau 33, 1947, S. 55f). Seine historischen Interessen und seine Sammelleidenschaft hatte ihre Wurzeln schon in seiner Jugend. Mit seinem Freund und Schulkameraden Jakob Wiedmer (* 1876 in Bern, † 1928 ebendort), dem späteren Archäologen, Direktor des Bernischen Historischen Museums und Präsidenten der Schweizerischen Gesellschaft für Urgeschichte, teilte er sein Interesse für Heimatgeschichte und das Altertum. Schon in diesen jungen Jahren beschäftigte er sich mit Münzen und begann mit der Anlage einer Sammlung antiker Tonscherben, die er zeitlebens bewahrte. Später trug er einen ansehnlichen Bestand von frühen Buchdrucken zusammen, wobei er sich insbesondere auf die Erzeugnisse des ersten Berner Buchbinders, Druckers und Verlegers Samuel Appiarius konzentrierte (heute im Gutenberg-Museum, Freiburg im Üechtland). Daneben verschaffte er sich im Laufe seiner Londoner Jahre auf dem internationalen Markt 67 Glasgemälde (sogenannte Wappen- und Bildscheiben) der Schweiz (Paul Bloesch, Schweizerische Glasgemälde im Ausland: Die Sammlung Gottlieb Wüthrich [Teil II]. In: Zeitschrift für schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 12, 1951, S. 49-54, samt Tf. 17, 18). Einen besonderen Schwerpunkt seines Sammelns nahmen jedoch die historischen Münzen der Schweiz sowie des süddeutschen Raumes ein, die er in seinen reiferen Jahren systematisch ausbaute. Nach seinem Tod blieb diese numismatische Sammlung noch mehrere Jahrzehnte im Besitz seiner Familie, bevor die Erben sie in zwei Partien zeitversetzt auf den Markt brachten (Schwäbisch-alemannische Pfennige des Mittelalters [Schweiz, Oberelsass, Breisgau, Bodensee, Augsburg]), Sammlung Gottlieb Wüthrich: Münzen und Medaillen AG, Katalog zur Auktion 45, Basel 25.-27.11.1971, Los-Nrn. 1-325; Sammlung Gottlieb Wüthrich: Münzen und Medaillen von Bern. Bedeutende Spezialsammlung mit vielen Raritäten aus zahlreichen bekannten Sammlungen wie Iklé, Grossmann, Abt, Bachofen, Wunderly v. Muralt, Vicomte de Sartiges usw. Spink & Son Numismatics Ltd, Auktion 14, Zürich 7.11.1984).