eLive Auction literature 2025 - day 3 (Lots 7408 - 8107)
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Auction catalogs and stock lists

NUMISMATIC LITERATURE AUKTIONSKATALOGE UND LAGERLISTEN

Lot 7963

Lot 7963

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Estimated price 180 €
Result 500 €

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SALLY ROSENBERG, Auktion [49] vom 8.11.1920 u.f.T., Frankfurt/Main.

Handexemplar des Versteigerungshauses: Auktions-Katalog [49]. Inhalt: Münzen und Medaillen alt- und neufürstlicher Häuser sowie eine hervorragende Serie von Städtemünzen. 4 unpaginierte, 142 S., 20 Tfn. 1787 Nrn. Der Katalog ist durchgängig durchschossen mit Leerblättern, auf denen Vorgebote und die Namen von deren Auftraggebern notiert worden sind. Den jeweiligen Beschreibungen der Auktionslose sind seitens des Hauses Sally Rosenberg chiffrierte Kost-/respektive Mindestpreise handschriftlich notiert worden, ebenfalls die Namen und Limite der schriftlichen Bieter sowie die Zuschlagspreise und die Namen der Käufer, mitunter auch der Name des direkt unterlegenen Bieters. Späterer Neueinband in Bibliotheksleinen, wohl des letzten Viertels des 20. Jahrhunderts, mit weißgeprägtem Rücken. 1060 Gramm.

 

Die Herkunft des Auktionsguts wird von Sally Rosenberg nicht preisgegeben. Eine Verbindung zur Sammlung del Strother liefert ein aus der Bibliothek des Münzenhändlers Ludwig Grabow (* 1881 in Schwerin, † 1954 in Berlin) stammendes Katalogexemplar, auf das von uns zugegriffen werden konnte. Auf dem wohl von diesem handbeschriebenen Rückenetikett ist der Name STROTHER prominent in Großbuchstaben vermerkt, demgegenüber erscheint am Rande des Etiketts eher marginal die von selber Hand erstellte Notiz Sally Rosenberg 1920, die den Herausgeber und das Erscheinungsjahr des Katalogs ausweist. Ludwig Grabow hatte 1905 in Rostock eine Münzenhandlung gegründet und galt nach dem Ersten Weltkrieg längst als numismatischer Fachmann mit einem breiten Kundenkreis, guten Kontakten zu Kollegen, kurz ein Insider des numismatischen Marktes, der überdies ab 1921 selbst Auktionen veranstaltete. Somit kann der Name 'Strother' als durchaus zuverlässiger Hinweis auf die Provenienz zumindest eines maßgeblichen Teils des in diesem Katalog verzeichneten Versteigerungssguts zur Diskussion gestellt werden.
Sollte Grabows Zuschreibung korrekt sein, so lässt sich der hier ausgewiesene Name Strother unschwer verknüpfen mit den nur gut drei Monate nach dieser Auktion durch die Firma Otto Helbing Nachfolger am  14.2.1921 und folgende Tage in München versteigerten Sammlungsbeständen des in Baden-Baden wohnhaften Alfred [E.?] del Strother. Beispiele für die Aufteilung einer Sammlung durch ihren Schöpfer oder seitens der Erben mit ihrer darauf früher oder später folgenden Einlieferungen an unterschiedliche Auktionshäuser waren und sind bis in die Gegenwart durchaus geläufig (siehe z. B. Bibliothek Alain Poinsignon, Anmerkungen zu Nrn. 3254 [betr. Herzogliches Münzkabinett Dessau], 2823 [betr. Slg. Gube], 3608 und 3609 [Slg. Gutekunst], 4072 [betr. Slg. Bardini], 4371 [betr. Slg. Sydenham]).
Der Name der Familie del Strother hat eine wechselvolle Geschichte. Erste Namensträger sind im 13. Jahrhundert in der Grafschaft Northumberland in der nordwestlichen Grenzreigion Englands nachweisbar (https://www.geni.com/search?search_type=people&names=del+Strother). Bereits im 16. Jahrhundert führen die Angehörigen der nachfolgenden Generationen das Präfix 'del' freilich nicht mehr. Erst infolge des in der Romantik aufkommenden Trends der Hinwendung zum Mittelalter machten sich im Laufe des 19. Jahrhunderts einige Familienmitglieder in Großbritannien und im britischen Ausland die alte Namensform wieder zueigen (https://www.ancestry.co.uk/name-origin?surname=del%20strother).
Detaillierte Informationen über Alfred del Strother ließen sich nicht ermitteln, möglicherweise auch deswegen, da er vermutlich zu einer jener Generationen gehörte, die mit der späteren Version des Familiennamens getauft worden sind und erst im Laufe ihres Lebens die alte Namensform wieder übernahmen. Die 1914 erschienene Ausgabe des Adressbuchs 'Pantheon' verzeichnet einen in Baden-Baden ansässigen 'A. E. Strotter' mit einer nicht näher charakterisierten numismatischen Kollektion (Paul Neff Verlag [Hrsg.], Pantheon, Adressbuch der Kunstund Antiquitäten-Sammler, Bibliotheken, Archive, Museen, Kunst-, Altertums- und Geschichtsvereine, Bücherliebhaber, Numismatiker. Ein Handbuch für das Sammelwesen der ganzen Welt, Enzlingen am Neckar 1914, S. 25). Dieser könnte möglicherweise trotz der abweichenden Namensform mit unserer fraglichen Person identisch sein, zumal die sowohl in der Versteigerung von Sally Rosenberg als auch in der Auktion von Otto Helbing Nachfolger enthaltenen Sammlung eine breite Fächerung aufweisen.