eLive Auction literature 2025 - day 3 (Lots 7408 - 8107)
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NUMISMATISCHE LITERATUR AUKTIONSKATALOGE UND LAGERLISTEN

Lot 7413

Lot 7413

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Estimated price 70 €
Result 75 €

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Description

ANONYMER VERSTEIGERER, WIEN, Auktion vom 16.11.1836 u.f.T., Wien.

Dickmann's Münzsammlung in Wien. Verzeichnet zum versteigerungsweisen Verkaufe, welcher vom 16. November 1836 angefangen, zu Wien vorgenommen werden wird. Beschrieben von Carl Wratislaw Wotypka, Candidat der practischen Medicin und Chirurgie. X, 282 S. 4328 Nrn. [der 1. Abteilung, beinhaltend 'Schaumünzen und Thaler, zum Theil auch Münzen des Mittelalters], 725 Nrn. [der 2. Abteilung, beinhaltend 'Thaler und Schaumünzen], 117 Nrn. [der 3. Abteilung, beinhaltend kleine Münzen des Mittelalers und der neuern Zeit', Abschnitt A: Goldene], 31 Nrn., [der 3. Abteilung, beinhaltend kleine Münzen des Mittelalers und der neuern Zeit', Abschnitt B: Silberne], 100 Nrn. [der 4. Abteilung, beinhaltend antike Münzen, Abschnitt A: Griechische Münzen], Tabellarische Auflistung von 324 Münzen der 4. Abteilung, beinhaltend antike Münzen, Abschnitt B: Römische Familien-Münzen], Tabellarische Auflistung von 1163 Münzen der 4. Abteilung, beinahltend antike Münzen, Abschnitt C: Römische Kaiser-Münzen sowie 2 Konvolute mit antiken Münzen], 109 Nrn. [Bücher]. S. 272-272 enthalten das 'Verzeichniss einer anderen Sammlung griechischer und römischer Münzen, welche zugleich verkauft werden', diese Auflistung ist ohne Nummernfolge versehen, sie erfasst in knapper Form Münzen der antiken griechischen und römischen Welt in Gold, Silber und Bronze. Hellbrauner Bibliotheksleineneinband des letzten Drittels des 20. Jahrhunderts, mit goldgeprägtem Rücken. Die Orig.-Ergebnisliste ist am Schluss mit eingebunden worden. 348 Gramm.

 

Aus der Ergebnisliste geht hervor, dass die zweite Abteilung dieser Sammlung bereits vor der Versteigerung geschlossen verkauft worden ist. Eine alte handschriftliche Notiz in einem weiteren, in der Bibliothek der Firma Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG befindlichen Exemplar dieses Katalogs gibt dazu ein aufschlussreiches Detail preis 'Die 2t. Abtheilung war Eigenthum einer Tochter d. Joh[anna]. Dieckmann [,] einer ... Henikstein & wurde vor der Auction zusamen verkauft'.


Die Bildungshistorie von 'Dickmann's Münzsammlung' fällt insofern aus dem üblichen Rahmen, da diese Kollektion nicht von einem Mann, sondern von einer Frau aufgebaut worden ist. Johanna von Dickmann [-Secherau]  (* 1768 zu St. Veit in Kärnten, † 1835 in Wien), geborene Edle Schwern von Schwer[e]nfeld, war eine Tochter eines von Kaiser Joseph II. in den erblichen Adelsstand erhobenen Papiermühlenbesitzers. Sie verehelichte sich am 25. Juli 1786 mit dem verwitweten Johann Nepomuk [Georg Joseph] Ritter von Dickmann (* 1740 in Wien, † 1809 ebendort), der im Vorjahr seine Ehefrau verloren hatte und am 27. Juni 1786 auch seinen Schwager betrauern musste (Biographie des Kaisertums Österreich, Dritter Teil, Wien 1858, S. 281). Das ihm eng verbundene Geschwisterpaar repräsentierte die letzte Generation des vermögenden Adelsgeschlechts der Edlen von Secherau und hatte von Dickmann als Universalerben ihrer Hinterlassenschaft eingesetzt, die u. a. aus Gewerken und Eisenhüttenbetrieben der Kärtner Montanwirtschaft bestand, in deren Bewirtschaftung er bereits früh eingebunden worden war. Zudem hatte ihn der Schwager noch adoptiert, so dass Name und Titel dieses erloschenen Adelsgeschlechts durch den angenommenen Sohn und dessen Sprößlinge weiterhin erhalten blieb. Der einstige Soldat der österreichischen Armee, der nach seinem Abschied für seine Verdienste in den Ritterstand erhoben worden war, hatte durch seine vormalige Eheschließung einen sozialen und zugleich ökonomischen Aufstieg erfahren und konnte nur wenige Wochen später als gut situierter Witwer mit der 28 Jahre jüngeren Johanna von Schwernfeld die Familie Dickmann-Secherau gründen, aus der mehrere Kinder hervorgingen (hierzu ausführlich: Martina Adlassig, Die Dickmann-Secherau - Porträt einer Kärntner Gewerkenfamilie [17. - 20. Jahrhundert]. Diplomarbeit zur Erlangung des akademischen Grades „Magistra der Philosophie“ im Lehramtsstudium, Unterrichtsfach Geschichte, Sozialkunde, Politische Bildung, Unterrichtsfach Deutsch an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt Fakultät für Kulturwissenschaften, Klagenfurt 2014). Zur Hochzeit überreichte der Münzensammler Leopold Johann Welzl (* 1773 in Hroby, Böhmen, † 1848 in Wien, seit seiner Standeserhöhung 1808 den Namen Welzl von Wellenheim tragend), dem Paar eine auf seine Initiative hin geprägte Medaille. Im Laufe ihrer Ehe dürfte sich Johanna von Dickman-Secherau sich nicht allein auf ihre Rolle als Mutter, als Hüterin und guter Geist ihres Wiener Wohnsitzes sowie als Repräsentantion der Familie in der Öffentlichkeit beschränkt haben, sondern auch mit Interesse die Arbeit ihres Mannes verfolgt und unterstützt haben, da sie nach dessen Ableben im Jahre 1809 die laufenden Geschäfte kundig und mit Geschick weiter zu führen vermochte. Den Anstoß zum Münzensammeln erhielt sie, als 1811 im Zuge eines Erbfalls eine kleine Gruppe numismatischer Objekte in ihren Besitz gelangte. Daraus entwickelte sich ein glühendes Interesse für diese Materie, das sie dazu antrieb, ihren Bestand zu vermehren. Sie pflegte Kontakte zu bekannten Münzensammlern oder numismatischen Autoren. So stand sie u.a. in fachlichem Austausch mit Hofrat Leopold Johann Welzl von Wellenheim, Joseph Appel (* 1767 in Wien, † 1834 ebendort), zum Offizier Ludwig Traux (* 1773 in Antwerpen, † 1855 in Wien), Joseph Bergmann (* 1796 in Hittisau, Vorarlberg, † 29. 1872 in Graz) und Anton von Steinbüchel von Rheinwall (* 1790 in Krems an der Donau; † 1883 in Innsbruck). Zu ihrem Gedenken und zur Erinnerung an ihren Ehemann beauftragte ihre älteste Tochter Johanna Edle von Henikstein den Medailleur Josef Bernasee mit dem Entwurf einer Medaille, die 1837 zur Ausprägung kam (Constant von Wurzbach, Biographien aus Kärnten, In: Carinthia 51. Jahrgang, Nr. 19, 1861, S. 145-157).