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Description
ANONYMER VERSTEIGERER, HAMBURG.
Sammelband mit den beiden Auktionskatalogen der Sammlung Gustav Schroedter, beinhaltend: Auktion vom 21.11.1728, Hamburg. Thesaurus nummorum antiquorum a viro summe referendo Gustavo Schroetero Adsessore quondam supremi Tribunalis Eccl. in Holsatia gravissimo et Pastore Ecclesiae Tychopolitanae fidelissimo summa cvura collectus cuius auctio publica erit ad. d. XXI. Novemb. A. MDCCXXIX Hamburgi in Aedibus Winckellianus in foro lupulorum vulgo Hoppen-Marckt sitis. Hamburg (Stromer) 1729. Titelblatt 324 S. 4177 Nrn. Beigebunden: Auktion vom 21.5.1731. Des Schrödterischen Müntz-Cabinets Anderer Theil / welcher Eine Auserlesene Sammlung von neuen Müntzen und Schaustücken / samt vielen Müntzen der mittelen Zeiten und verschiedenen Curiositäten in sich hält. Hamburg (Philipp Ludwig Stromer) 1731. Halbledereinband im Klein-Oktavformat, wohl des dritten Viertels des 19. Jahrhunderts, mit marmoriertem Schnitt, Eckbezügen, goldgeprägtem Rücken, an den Kanten und Ecken leicht berieben. Das Titelblatt des Katalogs aus dem Jahre 1729 ist sekundär auf ein mit eingebundenes Blatt aufgezogen worden. 309 Gramm.
Gustav Schroedter (auch: Schrödter oder Schröder, * Anfang der 1670er Jahre in Gustrow, † 1722 in Glücksburg), absolvierte ein Studium der evangelischen Theologie an den Universitäten Wittenberg und Rostock (Martin Mulsow, Die drei Ringe. Toleranz und clandestine Gelehrsamkeit bei Mathurin Veyssière La Croze [1661-1739], Tübigen 2001, S. 22), das er 1698 mit dem Magistergrad abschloss. Wohl im folgenden Jahr war er als Prediger der königlich-dänischen Gesandtschaften in Madrid und Paris tätig unter dem auch als Sammler von Antiquitäten und Büchern bezeugten Botschafter Henning Meyercron (* 1645, † ermordet 1707 in Paris). Schon zu jener Zeit sammelte Schroeter Münzen und verfügte über eine nicht unbeträchtliche Privatbibliothek (Mulsow, a. a. O, S. 20). Nach seiner Rückkehr wurde er in Süderau (Storman) 1708 zum Pastor und Consistorialassitenten ernannt und diente von 1712 bis zu seinem Ableben als Assessor des Oberkonsistoriums und als Hauptpastor der lutherischen Gemeinde in Glückstadt (A. L. J. Michelsen (Red.)., Archiv für Staats- und Kirchengeschichte der Herzogthümer Schleswig, Holstein, Lauenburg und der angrenzenden Länder und Städte, 4. Band, Altona 1840, S. 103; A. C.- Lucht, Glückstadt, oder Beiträge zu dieser Stadt und des dreißigjährigen Krieges in unserem Lande, Kiel 1854, S. 57). Der Verkauf seiner Bibliothek erfolgte 1725 ebenfalls im Rahmen einer öffentlichen Hamburger Versteigerung (Catalogus bibliothecae Gustavi Schroeteri, Hamburg 1724). Die Auflösung seiner numismatischen Kollektion wird durch die beiden in diesem Sammelband vereinigten Auktionskataloge dokumentiert. Die 1729 Positionen widmeten sich den Münzen des antiken griechischen Kulturkreises, Roms sowie des byzantinischen Reiches, hinzu kamen 78 Positionen der römischen Welt. Die letzten 78 Positionen beinhalten vornehmlich antike Objekte, so z. B. Statuetten, Skulpturen, Zeugnisse der Gyptik und des Kunsthandwerks.
Auf dem Spiegel des Vorderdeckels ein Exlibris für P[aul]. Henckel gefertigtes Exlibris. Paul Henckel (* 1843 in Berlin, † 1875 ebendort) stammte aus einer vermögenden Berliner Kaufmannsfamilie. In seiner beruflichen Orientierung hatte er sich dem Vorbild seines Vaters folgend, dem Handel zugewandt, doch mußte er schon bald aufgrund einer ernsthaften Krankheit diese Tätigkeit aufgeben und sich ins Privatleben zurückziehen. Aufgrund seiner instabilen gesundheitlichen Verfassung hielt er sich zwecks Verbesserung seiner körperlichen Befindlichkeit vornehmlich in südlichen Gegenden Europas mit ihrem milderen Klima auf. Schon im Knabenalter interessierte er sich für numismatische Objekte und legte den Grundstein für eine Universalsammlung. Eine Gruppe von Goldmünzen der Herrscher Brandenburg-Preußens, die Henckel im Jahre 1868 erwerben konnte, gab ihm den Anstoß, sich fortan auf diesen Münzstand zu spezialisieren und sich von den übrigen Stücken seiner Generalsammlung zu trennen. Dank seiner finanziellen Möglichkeiten und seines hohen sammlerischen Engagements konnte Paul Henckel innerhalb weniger Jahre die in seiner Zeit und weit darüber hinaus bedeutendste Spezialsammlung von Münzen und Medaillen der brandenburgischen Kurfürsten und Könige von Preußen aufbauen, 'die ein Zweiter trotz fortgesetzten Sammelns während eines Menschenalters nicht zu erreichen im Stande wäre', wie es der mit ihm freundschaftlich verbundene Sammler und numismatische Autor Adolph Meyer [-Gedanensis] und dazu in Ergänzung anmerkte 'In Bezug auf Jahrgänge und Stempelvarianten, sowohl von Münzen und Medaillen, übertrifft sie selbst viele preussische Staatssammlungen' (Nachruf, in: Numismatische Zeitschrift 6/7. Jahrgang, 1874-1875, S. 3879-382, hier S. 380). Sein sammlerisches Feld erweiterte Henckel durch den geschlossenen Ankauf der Spezialsammlung des Archäologen und Numismatikers Anthony Durand (* 1804 in London, † 1874 in Genf), Verfasser des 1865 in Genf verlegten Werks 'Médailles et jetons des numismates', das wohl überwiegend auf dessen Eigenerwerbungen basierte. Diese thematisch auf die Themenbereiche des Münzwesens und der Numismatik ausgerichtete Kollektion vereinte Prägungen auf Numismatiker sowie auf Münzbeamte und Medailleure, Gepräge mit Darstellungen von Gerät sowie Szenen der Münzen- und Medaillenherstellung usw. miteinander. Henkel erweiterte auch diesen Bestand durch umfangreiche Käufe zu einem der bedeutendsten Bestände dieser Ausrichtung.
Bald nach Paul Henckels Ableben wurde seine Kollektion Brandenburg-Preußen durch Carl Fieweger in Berlin versteigert (Auktion vom 4.10.1876 und folgende Tage). Adolph Weyl, damals wohl noch persönlicher Sekretär des vermögenden Berliner Münzensammlers Francois Jules Fonrobert und bald darauf selbständiger Münzenhändler und -auktionator hat dazu den Auktionskatalog verfasst und verlegt. Henckels hinterlassene numismatische Bibliothek, 'von solcher Reichhaltigkeit, wie sie in Betreff der Numismatik des Mittelalters und der Neuzeit keine zweite Privatbibliothek aufweisen kann' (Adolph Meier a. a. O., S. 381), gelangte ebenfalls bereits 1876 zur Auflösung, nachdem der in Frankfurt am Main niedergelassene Antiquar Joseph Baer die Veröffentlichungen aus jenem Bücherbestand katalogisiert hatte und zu Festpreisen seiner Kundschaft und in einem Verkaufsverzeichnis offerierte.