eLive Auction literature 2025 - day 3 (Lots 7408 - 8107)
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Auction catalogs and stock lists

NUMISMATISCHE LITERATUR AUKTIONSKATALOGE UND LAGERLISTEN

Lot 7411

Lot 7411

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Estimated price 280 €
Result 650 €

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Description

ANONYMER VERSTEIGERER, Auktion (nach 1744) der Sammlung Johann Heinrich Burckhard.

Vollständiges, in zwei identisch gestalteten Einbänden vereintes Set der Kataloge der numismatischen Sammlung Johann Heinrich Burckhard, vereint unter dem Titel 'Numophylacium Burckhardianum. Complectens Apparatum selectum antiquorum aeque ac recentiorum variarum gentium numorum ex auro Argento et Aere in II Partes distinctum a D. Io. Henr. Burckhard Serenn. Ducum Brunsv. ac Lundburg. Archiatro et Consiliario Aulico magno studio et sumptu quondam collectum nunc vero curiosis numorum existimatoribus venale expositum'. Beinhaltend: [Schläger, Julius Carl, Verf.] Pars I. Numos antiquos graecos et romanos continens. Helmstedt (Druckerei Drimborn) 1740. XXXVIII, 150 S., Titel- Kopf und Schlussvignette mit Abb. dekorativ staffierter Münzen.  [Köhler, J. D., Verf.] Des Numophylacii Burckhardiani anderer Theil: von neuern Muntzen, als Thalern Ducaten und Medaillen. Mit Io. David Koelers P.P.O. Vorbericht von der Errichtung der Auction derselben und einer kurtzen Anweisung Schaumuntzen geschickt anzugeben. Göttingen (Drucker: Johann Friedrich Hager) 1745. LXXII, 32 unpaginierte, 1006 S., 1 Blatt, gestochene Titelvignette, 5 Kopfvignetten, eine Schlussvignette mit Darstellungen von Münzen. Leitzmann S. 63 (unter Burckhardianum Numophylacium). Halbleineneinbände, wohl um 1900, mit Rotschnitt, Eckbezügen und je einem handbeschriebenem Rückenetikett. Im Klein-Oktavformat, wohl des zweiten bis dritten Viertel des 20. Jahrhunderts, mit Rotschnitt, Eckbezügen, goldgeprägtem Rücken und 4 Bünden. Die Deckelbezüge außen aus moosgrün grundiertem, dunkelgrün und braun betupftem Papier. 1847 Gramm.

 

Johann Heinrich Burckhard (* 1676 in Sulzbach, † 1738 in Wolfenbüttel) absolvierte von 1693 bis 1696 ein Studium der Medizin an der Universität Altdorf und wurde dort im folgenden Jahr in diesem Fach promoviert. Nachdem er sich im Jahre 1700 vergebens um eine Stelle an der Universität Helmstedt bemüht hatte, fand er 1701 eine Anstellung als Stadtarzt von Wolfenbüttel. Später erhielt er die Ernennung zum Leibarzt und zum Hofrat am dortigen Sitz des Herzogs von Braunschweig (Hermann Ziegenspeck, Artikel: Burckhardt, Johann Heinrich. In: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 40-41.) Er hinterließ eine umfangreiche numismatische Sammlung von Münzen der Antike, des Mittelalters und Prägungen der Neuzeit sowie eine Bibliothek, die nicht weniger als rund 8000 Bücher und 4500 Dissertationen aus sämtlichen Sachgebieten beinhaltete. Dieser Bestand an Druckschriften wurde in 5 Katalogen dokumentiert und sodann in den Jahren 1743 und 1744 verauktioniert. Ein gleiches Schicksal traf auch die numismatische Sammlung. Als Grundlage für diese Verkäufe wurden von zwei ausgewiesenen Numismatikern jeweils ein nach dem damaligen wissenschaftlichen Kenntnisstand fundierter Katalog erarbeitet, doch entbehren beide Werke jegliche Hinweise auf Versteigerungszeitpunkt, -örtlichkeit und den -bedingungen. Die antiken Münzen erfasste und bearbeitete Julius Carl Schläger (* 1706 in Hannover,  1786 in Gotha), der seinerzeit als Professor der griechischen und orientalischen Philologie an der Universität Helmstedt lehrte und 1744 als Antiquarius und Betreuer des herzoglich-sächsischen Münzkabinetts auf Schloss Friedensstein nach Gotha wechselte (Albert Schumann, Artikel: Schläger, Julius Karl. In: Allgemeine Deutsche Biographie, Band 31, 890, S. 327-329). Schlägers Katalog der Burchard'schen antiken Münzen erschien in 5 Teilen von 1740 bis 1745. Der zweite, 'andere Theil' des Sammlungsverzeichnisses, mit den nachantiken Prägungen, erstellte Professor Johann David Köhler (* 1684 in Colditz, † 1750 in Göttingen), der damals an der Universität Göttingen als Historiker, Heraldiker und Numismatiker wirkte (Detlev Hölscher, Johann David Köhler, 1684–1755. Porträt eines bedeutenden Numismatikers des 18. Jahrhunderts. In: Münzen Revue, 26. Jahrgang, 1994, Heft 6, S. 728–737). Diesen Katalog gliederte er in 4 Hauptteile (Taler; Dukaten; Medaillen; Braunschweig-lüneburgische Münzen und Medaillen) und einen Anhang (von Blech- und anderen merckwurdigen kleinen Muntzen), versah ihn mit einem Register und zudem mit einer Vorrede, in dem er u.a. auch den hohen Quellenwert der Auktionskataloge für die numismatische Forschung hervorhebt. 


Auf den beiden Vortitelblättern ein alter schwer entzifferbarer Namenszug sowie eine Besitzerstempelung mit der Initiale C. inmitten einer vierzackigen Konturierung.


Auf dem Spiegel des Rückdeckels beider Einbände die vierzeilige Besitzerstempelung Dr. med. W. Engelhardt / prakt. Arzt / Berlin SV/61 / Belle-Alliancestr. 21a, Berlin. Dr. Wilhelm Engelhardt (* 1901 in Wien, † 1972 in Berlin) hatte Medizin in Berlin studiert. Nach seiner Promotion im Jahre 1921 ließ er sich in seiner Studienstadt als praktischer Arzt nieder, was ihm auch die finanziellen Möglichkeiten gab, seine Münzensammlung weiter auf- und auszubauen. 1931 trat er seine langjährige Mitgliedschaft in der Numismatischen Gesellschaft zu Berlin an, deren Vorsitzender er später über einen Zeitraum von insgesamt 7 Jahren werden sollte. 1933 bestand seine numismatische Kollektion bereits aus ca. 30.000 Exemplaren, nebst einer umfangreichen Fachbibliothek. In Zuge der Einnahme Berlins durch die russische Armee verlor er seine rund 3000 Prägungen in Taler- und Doppeltalergröße, indes blieben ihm seine Kleinmünzen (Kurt Jaeger in: Geldgeschichtliche Nachrichten 7. Jahrgang, 1972, S. 260).


Auf dem Spiegel des Vorderdeckels beider Einbände Exlibris für Hasso Schwänke.