Monographs, collected works and essays: Germany and the world, Orders and decorations
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SAMMELBAND AUS DEM EINSTIGEN BESITZ VON DAVID SAMUEL MADAI.
Hochbedeutende Kompilation aus zwei Werken zur Numismatik der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg. Beinhaltend [1.] folgenden, im Quartformat publizierten Katalog: Praun, G.S.A. von. Vollstaendiges Braunschweig-Lüneburgisches Münz- und Medaillen-Cabinet oder umstaendliche Beschreibung aller goldenen und silbernen Münzen welche das Durchlauchtigste Haus Braunschweig-Lüneburg seit zweyhundert Jahren auspraegen lassen. Nebst einem Anhang von denen Münzen einiger Grafen und Staedte in denen Braunschweig-Lüneburgigen Landen. Helmstedt 1747. XLVI, 412 S. Dekesel P215. Der aus 5 Teilen und einem Anhang bestehende Katalog (S. 1-412) ist buchbinderisch durchschossen worden mit Leerblättern im Groß-Quartformat, auf die [2.] Ausschnitte der gesamten Folge der höchst raren Abzüge der kupfernen Druckplatten von NICOLAUS SEELÄNDER, mit Abbildungen von Münzen und Medaillen der Welfen, zuzüglich diverser anderer Stiche aus mindestens einer weiteren Publikation des 18. Jahrhunderts montiert worden sind. Dekesel/Dekesel-De Ruyck -; Lipsius S. 366. Halbpergamenteinband der zweiten Häfte des 18. Jahrhunderts, im Groß-Quartformat, mit Eckbezügen und goldgeprägzem Rückentitel, die Deckel außen mit Sprenkelpapier bezogen. Die Buchdecke insbesondere an den Kanten berieben und leicht bestroßen. 3572 Gramm.
Auf dem Spiegel des Vorderdeckels das gestochene Wappenexlibris von David Samuel von Madai (* 1709 in Schemnitz, Niederungarn (heute: Banska Stiavnica, Slowakei, † 1780 in Benkendorf bei Halle an der Saale) Der Sohn eines Arztes studierte 1729 zunächst Medizin in Wittenberg und wechselte noch im selben Jahr an die Universität in Halle, wo er sein Studium fortsetze und dort auch seine Kenntnisse in Arzneikunst und Philosohie vertiefte. 1732 wurde er dort zum Doktor der Medizin promoviert. Im Anschluss eröffnete er in der Stadt an der Saale eine Praxis und heiratete die Tochter eines Mediziners, der als Arzt des Waisenhauses der Francke'schen Stiftungen tätig war. Ab 1738 fungierte er als Hofarzt der Prinzessin Caroline Auguste von Sachsen-Merseburg-Zörbig, als sein Schwiegervaters im folgenden Jahr starb, bekam Madai dessen vakante Stelle in den Franke'schen Stiftungen übertragen. 1740 machte ihn Herzog August Ludwig von Anhalt-Köthen zu seinem Leibarzt und verlieh ihm den Titel eines Hofrats. Da David Samuel Madai auch in Merseburg Liegenschaften besaß, wurde er Angehöriger des stiftschen Ritterschafts-Ausschuß-Collegiums. 1745 nahm ihn die Römisch-Kaiserliche Reichsakademie der Naturforscher auf und verlieh ihm den Beinamen 'Hermes V.' (Friedrich Börner, Nachrichten von den vornehmsten Lebensumständen und Schriften jeztlebender berühmter Aerzte und Naturforscher in und um Deutschland, 2. Band, Woffenbüttel 1752, S. 363- 373). 1769 erfolgte seine Erhebung in den Adelsstand.
In seinen dreißiger Jahren begann er mit dem Aufbau seiner Münzen- und Medaillensammlung, die er über einen Zeitraum von mehr als vierzig Jahren stetig vermehrte. Aus dieser weit über seine eigne Kollektion hinausreichenden Beschäftigung mit der Numismatik publizierte er zwischen 1765 und 1774 den in drei Teilen sowie in drei Fortsetzungbänden erschienenen Katalog 'Vollständiges Thaler-Cabinet', der sich zum unersetzlichen Nachschlage- und Zitierwerk für etliche Sammlergenerationen ein unersetzliches etablierte. Nach seinem Ableben wurde seine numismatische Sammlung 1784 und 1788 Hamburg in zwei Partien versteigert. Am 15. September 1788 und folgende Tage brachte der Makler Pierre Texier Madais sammlerischen Nachlass auf den Markt. Darunter befanden sich nicht nur nicht nur Großsilbermünzen, sondern auch eine Vielzahl weiterer kleinerer Münzen des Mittelalters und der Neuzeit, einschließlich des in einem Los offerierten Groschenkabinetts sowie der Medaillen (Verzeichnis der Auserlesenen Thalersammlung des zu Halle verstorbenen Hofraths David Samuel von Madai. Hamburg, 15ten September und folgende Tage des laufenden 1788sten Jahres auf dem Eimbeckischen Hause zu Hamburg, Hamburg 1788). Weitere Bestandteile von Madais Sammlung bildeten auch Dukaten und Goldgulden, die ohne Nennung des Sammlers schon im Jahre 1784 versteiugert worden waren (siehe die entsprechende Angabe am Schluss des im 3. Nachtrag des Auktionskatalogs, freilich ist in der Aufstellung der in Hamburg beschriebenen numismatischen Literatur [Norddeutsches Jahrbuch für Münzkunde und verwandte Gebiete, Hamburg1979, S. 338-341] ist eine solche Auktion nicht verzeichnet). Von Wert sind auch die Ausführungen im 4. Nachtrag des Auktionskatalogs aus dem Jahre 1788, der uns über über die Mineraliensammlung des Mediziners informiert. David Samuel von Madai hatte auch im Laufe seines Lebens eine umfangreiche qualitätvolle Bibliothek aufgebaut, die nicht allein zu den Sachgebieten der Medizin, Geschichte und Numismatik von Bedeutung war, sondern darüber hinaus eine breite thematische Spanne aufwies. Dieser Bücherbestand ist am 1782 in Halle an der Saale versteigert worden Catalogus librorum ex universo eruditionis ambitu selectissimarum potissimum medicorum physicorum et ad historiam naturalem spectantium a b. viro perillustri Domino Dav. Sam. de Madai collectorum et auctionis lege Halae … publice divendendorum: adiecta est appendix librorum ex bibliotheca viri quondam perillustris
Exemplar der Bibliothek von Dr. David Samuel von Madai, Auktion Halle (Saale), vom 1.8.1782 (Catalogus librorum ex universo eruditionis ambitu selectissimarum potissimum medicorum physicorum et ad historiam naturalem spectantium a b. viro perillustri Domino Dav. Sam. de Madai collectorum et auctionis lege Halae … publice divendendorum: adiecta est appendix librorum ex bibliotheca viri quondam perillustris), S. Bescheibung des Loses auf der S. 94 folgenden Seite 95 (diese aber fälschlich mit der Paginierung 96 ausgestattet), Los-Nr. 326.
Zu einem ungewissen späteren Zeitpunkt fand dieses Exemplar Eingang in die Fürstlich Fürstenbergische Bibliothek zu Donaueschingen. Später gelangte es schließlich wieder auf den Markt im Zuge der seitens des Hauses Sotheby's durchgeführten Auktion numismatischer Literatur aus fürstlich-fürstenbergischem Besitz (An important Collection of Books on Coins and Medals. From the library at Donaueschingen - The Property of his Serence Highness the Prince Fürstenberg. Auktion vom 7.6.1982, Zürich, Nr. 354).
Die von Georg Septimus Andreas von Praun erstellte Schrift 'Vollstaendiges Braunschweig-Lüneburgisches Münz- und Medaillen-Cabinet' ist lediglich in 200 Exemplaren gedruckt worden. Im Vorwort (S. XI) stellt der Autor mit Bedauern fest, dass aus Kostengründen auf eine bildliche Dokumentation des beschriebenen numismatischen Materials verzichtet werden musste.
Der hier vorliegende private Sammelband ist eine Kompilation der Praun'sche Publikation (im Quartformat ediert, Längenmaß 25,5 cm) mit den auf eingeschossene Leerblätter (im Groß-Quartformat , Längenmaß 35,5 cm) montierte Kupferstichabbildungen aus der Folge der Tafeln von Nicolaus Seeländer (siehe unten) sowie weiterer Ausschnitte mit gestochenen bildlichen Darstellungen von Münzen und Medaillen, die aus mindestens einer weiteren Publikationen jener Zeit entnommen worden sind. Diese Kompilation dürfte zwischen 1745 (dem Erscheinungsjahr des Praun'schen Katalogs) und 1780 (dem Todesjahr von Daniel Samuel Madai, der mit seinem Exlibris als Besitzer dieses Sammelwerks bezeugt ist, siehe unten) erfolgt sein. Auf diese Weise entstand eine illustrierte Version des Praun'schen Verzeichnisses.
Nicolaus Seeländer (*wohl 1683 in Erfurt, † 1744 ebendort) übte als gelernter Schlosser und Medailleur zunächst seinen Beruf in seiner Heimatstadt aus. Obgleich seine Pläne, sich am englischen Hof als Medailleur einzuführen, scheiterten, konnte er dank Vermittlung von Gottfried Wilhelm Leibniz 1716 eine Stelle als kurhannoverscher Bibliotheks-Kupferstecher erlangen, zwei Jahre später wurde ihm dort zudem der Titel eines Hofmalers verliehen. In den Folgejahren gestaltete er u. a. Kupfertafeln für die von Gottfried Wilhelm Leibnitz geplante Veröffentlichung der Origines Guelficae. Eine gewiss große Aufgabe übertrug man ihm mit der graphischen Dokumentation der berühmten Münzensammlung des 1722 verstorbenen Loccumer Abtes Gerhard Walter Molanus, zu der er sämtliche 151 Kupfertafeln (147 fortlaufend nummererte Tfn sowie die zusätzlichen Tfn. 1b, 1c, 3b und 3c) beisteuerte. 1745 erwarb der hannoversche Landesherr und englische König Georg II. noch vor der geplanten Versteigerung des Molanus’schen Bestandes die Sammlung komplett, einschließlich der Seeländer'schen Druckplatten, die bis zum damaligen Zeitpunkt noch nicht in den Druck gelangt waren. Der Erstdruck des Tafelwerks erfolgte 1743 in lediglich einem Exemplar, das in der königlichen Bibliothek zu Hannover hinterlegt worden ist. Da Prinz Wilhelm August, Herzog von Cumberland, der dritte Sohn Georgs II., ebenfalls nach einem solchen Exemplar verlangte, veranlasste die Hannoversche Landesregierung 1750 die Fertigung von 20 vollständigen Sätzen auf Papier, von denen je ein Satz dem Prinzen Wilhelm August, der Königlichen Handbibliothek in London sowie der Universitätsbibliothek Göttingen überlassen wurde. Auch die restlichen 17 Exemplare gingen nicht in Handel, sondern sie wurden an einen ausgewählten Kreis ausgegeben. So gelangte ein Exemplar in die die Bibliothek des Herzoglichen Münzkabinetts in Gotha, aber auch Geheimrat Georg Septimus Andreas Praun (Wilhelm Lüntzel, in: Allgemeiner Literarischer Anzeiger Nr. 30, 23.2.1801, Sp. 282-286) erhielt eines. Von den 21 Sets dieses ohne Titel und Texten verausgabten Serie von Tafelabzügen aus der Mitte de 18. Jahrhunderts sind zwar einige weitere frühe Eigentümer überliefert, doch lässt sich ihr Verbleib bis in unsere heutige Zeit vollends ermitteln, abgesehen von jenen wenigen Sätzen, die sich heute in öffentlichem Besitz befinden. Ein früher Besitzer, Hofrat Friedrich Wilhelm von Duve, hatte seinem Tafelsatz binden und auf eigene Kosten binden und zusätzlich ausstatten lassen mit einem eigens gedruckten Registerblatt und einem Titelblatt, das im Druck folgendermaßen bezeichnet war: 'Nvmophilacivm Brunsvico-Lunebvrgenses, sive Thesavrvs Nvmi matumminemoricorum iconiorum et vncialiam quae Serinissimi Principos ac dvces Brunsvico-Lvneburgenses ab initio Seculi XVI ab annium M. Dec. XXXVI. erdi iusserunt, aqeri impretia, per Nicol Seeländer' (Lüntzel, a.a.O., Sp. 284). Einen entsprechenden Titel soll auch das Exemplar aufgewiesen haben, das zu einem ungewissen Zeitpunkt aus älterem Besitz ins Eigentum von Wilhelm Lüntzel (* 1751, † 1819) gelangt ist (Lüntzel, ebd.).
1853 erschien eine lediglich auf 30 Exemplare begrenzte, einheitlich gebundene Neuausgabe mit den Anzügen der Seeländer'schen Kupferstichtafeln mit dem Titel 'Augustissimae ac Serenissimae Gentis Brunsvico-Luneburgensis Numismata ac Monetae aetatis recentioris maximam partem in aes incisae', nun ausgetattet mit einem Vorwort, in dem diese Publikation als eine der 'größten bibliographischen Seltenheiten, die es überhaupt giebt' gepriesen wird.
Der Verbleib der von Nikolaus Seeländer gestalteten Kupferplatten mit Abbildungen von Münzen und Medaillen aus der Sammlung des Gerhard Wolter Molanus galt später lange als ungewiss, doch tauchten sie glücklicherweise wieder auf (Reinhard Oberschelp, Kupferstichplatten aus dem 17. und 18. Jahrhundert : ein wiederentdeckter Kulturschatz in der Niedersächsischen Landesbibliothek. Hameln 2002).