Brandenburg-Prussia
Selected Coins and Medals from the German States and the Habsburg Empire
Numismatic rarities from around the World
A selection of rare Orders and Decorations
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Kaiserlicher Orden des hl. Apostels Andreas des Erstberufenen [Имперáторский орденСвятого Апостола Андрея Первозванного] (1698). Kollane, 2. Modell (1857-1917) ohne Kleinod, Anfertigung der Firma Julius Edward „Iwan“ Keibel (1825-1882) in Sankt Petersburg aus dem Jahre 1864, bestehend aus sieben Adler-, sechs Andreaskreuz- und vier Monogramm-Gliedern, jeweils 583/000 Gold feinst graviert und emailliert, Gesamtgewicht 298,7 g, Emaille-Malerei, die Andreaskreuz-Glieder hohl gefertigt, auf dem Revers mit Luftdruck-Ausgleichsöffnung, auf dem Revers aller Kettenglieder jeweils Doppeladler-Punze der Hoflieferanten von 1840 bis 1917, Herstellerbezeichnung „Keibel“, Goldpunze zu 56 Zolotnik zwischen 1865 und 1899 und Sankt Petersburger Jahrespunze für 1864. BWK4 636.
RR I-II
Mit Otto Samuel Keibel (1768-1809) betrat laut Tammann (in TRP S. 27 ff.) das erste Mitglied einer ganzen Goldschmiede-Dynastie die russische Bühne, der selbst aber noch keine Orden fertigte. Sein Neffe Johann Wilhelm (1788-1862) erhielt 1836 in Nachfolge von Emmanuel Georg von Pannasch zusammen mit Wilhelm Kämmerer vom Ordenskapitel den Auftrag zur Herstellung aller russischen Orden. Sein Sohn Julius („Ivan“) Eduard Keibel (1825-1882) lernte bei seinem Vater und wurde 1844 Meister.
Nach dessen Tod 1862 übernahm er schließlich die Firma, die er bis zu seinem Tod 1882 innehatte. Er war von 1862 bis 1882 offizieller und einziger Lieferant des Ordenskapitels. Nach seinem Tod übernahm sein Sohn Albert Keibel (1854-1910) im Jahre 1882 die Firma; er fertigte ab da die Insignien aller russischen Orden für das Ordenskapitel. Im Jahre 1905 erneuerte jedoch das Ordenskapitel den bisherigen Exklusivvertrag nicht mehr, womit die offizielle Fertigung russischer Ordensinsignien durch die Firma Keibel endete.
Die Geschichte des "Orden des Heiligen Andreas des Erstberufenen" nimmt ihren Anfang bei Kaiser Petr I. "dem Großen" (1672-1725, reg. als Zar seit 1682, als Kaiser seit 1725). Petr wurde auf seinen Reisen auf die westeuropäische Praxis der Ordensverleihung für außergewöhnliche militärische Verdienste aufmerksam. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden im Russischen Reich als Wertschätzung für derartige Erfolge Ländereien oder Geldwerte vergeben. Die Loyalität, die die Träger der verliehenen Orden ihren jeweiligen Stiftern entgegenbrachten, imponierte ihm. So stiftete er mit Datum vom 30. November 1698 den einklassigen "Orden des Heiligen Andreas des Erstberufenen", der auch nach der Einführung weiterer russischer Orden seinen Rang als höchste Auszeichnung nicht verlor. Gewidmet wurde er dem ersten von Jesus Christus berufenen Apostel Andreas, dem Patron Rußlands.
Neben der Ausführung in Gold konnte der Orden als besonderer Gnadenerweis des Kaisers "in Brillanten" verliehen werden. Seit 1804 konnten durch eine persönliche Entscheidung des Kaisers diejenigen Ritter des St. Andreas-Ordens, die die entsprechenden Orden noch nicht erhalten hatten, bei der Verleihung gleichzeitig auch noch den St. Alexander Newsky-Orden und die 1. Klasse des St. Annen-Ordens erhalten. Ab 1831 war es darüber hinaus möglich, den Weißen Adler-Orden und ab ca. 1857 auch die 1. Klasse des St. Stanislaus-Ordens zusätzlich zu verleihen.
Blickt man auf die Liste der Träger des St. Andreas-Ordens, fallen neben den hochrangigen russischen Personen eine Reihe bedeutender ausländischer Persönlichkeiten ins Auge, denen der Orden über die Jahrhunderte verliehen wurde. Eine derartige Verleihung der Kollane an Ausländer war ab 1842 möglich. 1846 wurden zusätzlich die Bruststerne für Nichtchristen eingeführt. Ab dem Jahr 1855 wurde die Verleihung von Bruststernen in Metall offiziell eingeführt. Ebenso 1855 kamen gekreuzte Schwerter auf den Insignien "für Tapferkeit im Kampf" dazu.
Von der Provisorischen Regierung 1917 übernommen, jedoch nie verliehen, wurde er von den Bolschewiki nach der Revolution abgeschafft. Aus Anlaß des 300. Stiftungsjubiläums wurde der Orden vom russischen Präsidenten Boris N. Jelzin (1931-2007, Präsident von 1991 bis 1999) am 1. Juli 1998 erneuert. Die wieder ins Leben gerufene Auszeichnung ist heute, genau wie in der Kaiserzeit, der höchste zu vergebende Orden der Russischen Föderation.
