SAMMELBAND.
Beinhaltend folgende Schriften zur deutschen, österreichischen und ungarischen Numismatik sowie zu einer der römischen Antike entlehnten Phantasieschöpfung: SEELEN, J.H. von. Q. F. F. Q. S. de salute. nummos recentiores, ad exemplum veterum, ornante ΣYΜΜΙΚΤΑ, quibus orationem solennem de salute populi suprema, patriae patris lege e nummo consulari lubecensi. Lübeck 1731. 198 S., 2 Blätter. Titelvignette und zahlreiche Abb. von Münzen und Medaillen habsburgischer Kaiser und Erzherzöge im Text. Dekesel/Dekesel-De Ruyck S275. Beigebunden: MELLE, J. von. Series Regum Hungariae e nummis Aureis. Quos vulgo Ducatos appellant, Collecta & descripta, ac Imp. Caes. Leopoldo, P. Fel Auf. P. P. Optimo Principi, humi ac devota manu oblata. Lübeck Wiedemeyer) 1699. 8 unpaginierte, 63 S., 1 (hier dem Titelblatt vorgebundene) gefaltete Tf. Dekesel/Dekesel-De Ruyck M 81. SEELEN, J.H. von. Fortissimi Consulis romani, Scipionis, nummus aureus rarissimus, viro magnifico et illustri, Domino Hermanno Munther, Reipublicae Lubecensis Consuli, ipso electionis die, XX Febr. MDCCXXXVIII, honoris causa oblatus, quem aeri incisum. Sistere et ex antiquis monumentis declarare studivit. Lübeck (Johann Nikolaus Grenius) 1738. 16 S., Titelvignette (Kupferstich mit Abb. des 'nummus aureus rarissimus'). Dekesel/Dekesel-De Ruyck S278. Halbpergamenteinband des 18. Jahrhunderts, mit Eckbezügen und handgeschriebenem Rückentitel, die hölzernen Deckel außen bezogen mit marmoriertem Papier. Das Bezugspapier der Buchdecke ist berieben und weist einige Läsionen und Wasserränder auf. Letztere befinden sich auch auf diversen Blättern des Buchblocks. 437 Gramm.
Der 'nummus aureus rarissimus' den Johann Heinrich von Seelen in seiner Veröffentlichung aus dem Jahre 1738 in Wort und Bild vorstellt, hat sich später als eine in Manier von Paduanern wohl im Gussverfahren gefertigte postmittelalterliche Phantasieschöpfung erwiesen (siehe ein in einer Kupferlegierung gegossenes Exemplar selben Typs: Leipziger Münzhandlung und Auktion Heidrun Höhn, eLive Auction 12, Leipzig, 20.1.2019, Nr. 483).
Auf der Titelseite der Seelen'schen Veröffentlichung aus dem Jahre 1731 der handschriftliche Eintrag Ex Libris Car. Frci. Garnier et Amicorum. Abbé Charles-François Garnier (* 1722 in Nancy, † 1804 in Lissabon), Sohn eines Kammerdieners am Hofe des Herzogs von Lothringen, ist 1747 als Lehrkraft am Collège de la Marche in Paris bezeugt. In diesem Jahr wurde er in der französischen Hauptstadt unter dem Vorwurf, gemeinsam mit einem Kollegen geheimwissenschaftliche Traktate in Druck gegeben zu haben, verhaftet und zu 4 Monaten Haft verurteilt, die nach richterlichem Beschluss bis zum 12. August in der Bastille verbringen musste (Alain Muthu, in: Antony McKenna/Alain Mothu [Hrsg.] La philosophie clandestine à l'Age classique Actes du colloque de l'Université Jean Monnet Saint-Etienne du 29 septembre au 2 octobre 1993, Paris/Oxford 1997, S. 125). 1750 verließ er seine Geburtsstadt und begab sich nach Lissabon, wo er in die Bruderschaft Saint-Louis-des-Français eintrat, die an der Kirche São Luís dos Franceses (Eglise Saint-Louis-des-Français) als geistliche Hirten der dortigen französischen Gemeinde ihren geistlichen Dienst verrichteten. Nach 15 Jahren als Kaplan diente er in diesem Gotteshaus fortan als Hauptkaplan. Seine numismatische Sammlung, seine Kollektion von antiken Objekten sowie seine Privatbibliothek spiegeln die vielfältigen historischen und numismatischen Interessen wider, denen er sich in freien Stunden widmete. Seine Bücher hat er offenbar in der Regel auf der Titelseite mit einem auch hier vertretenen handschriftlichen Exlibris versehen, meist wohl in der hier existenten Fassung, die nicht nur ihn, sondern auch seine Freunde mit einbezieht, wie dies auch auf durch entsprechend signierte Exemplare in Archiven, institutionellen Bibliotheken und im Antiquariatshandel dokumentiert wird. Abbé Garniers Kontakte reichten bis in die Lissaboner Oberschicht sowie in diplomatische Kreise. Ab 1775 durfte er den Titel eines königlich-polnischen Geographen führen, der ihm im Namen von Stanislaus II. August Poniatowski verliehen worden war. Von Garnier stammt der Entwurf einer Medaille 1785 auf die beiden Hochzeiten von zwei Abkömmlingen des portugiesischen Königshauses mit Sprösslingen der spanischen Krone, die am 27. März in Lissabon bzw. am 12. April des Jahres in Madrid begangen worden sind. Die Prägung dieser Medaille erfolgte mit den Eisen, die Joseph Gaspar, Erster Stempelschneider der königlichen Münzstätte zu Lissabon, vollendet hatte. Auftraggeber der Medaille war der in Lissabon residierende spanische Botschafter Graf Fernan-Nunez. (Artur Lamas, in: O. Archeologo portugues Band 12, 1907, S. 289-306).
Auf dem Spiegel des Vorderdeckels der handschriftliche Besitzername Chs: Kirkpatrick Sharpe. Charles Kirkpatrick Sharpe (* ca. 1781 in Hoddam, Dumfriesshire, Schottland, † 1851 in Edinburgh), ein Enkel des first baronet of Closeburn, durchlief eine schulische Ausbildung in Edinburgh. In seiner Jugend fasste er den Plan, in den Dienst der katholischen Kirche einzutreten. Um sich dafür eine Grundlage zu schaffen, studierte er sodann am Christ Church College in Oxford, das ihm 1802 den Bachelorabschluss und 1807 den Magistertitel einbrachte. Schon zu dieser Zeit beschäftigte er sich mit antiquarischen Themen und bildete sein zeichnerisches Talent weiter aus. Spätestens nach Beendigung seines Studiums hatte er seine Pläne einer geistlichen Laufbahn aufgegeben. Kirkpatrick Sharpe beschritt den Weg eines Privatiers, der sich zwar der Gesellschaft nicht verschloss, doch sich vornehmlich auf seine Passionen konzentrierte. Er betätigte sich als Herausgeber literarischer Werke und als Autor erzählender Literatur und Dichtung, vielfach mit auf der Historie basierenden Themen, insbesondere aus der Epoche des schottischen Herrschergeschlechts der Stewards. Daneben widmete er sich dem Zeichnen, Sammeln antiquarischer Gegenstände und beschäftigte sich mit der schottischen Familienforschung. Spätestens in den zwanziger Jahren lebte er wieder in Edinburgh und in dem vom Vater ererbten Landsitz in Hoddam. Kinderlos und unverheiratet hinterließ er mit seiner Sammlung historischer Objekte und Dokumente, darunter einer Vielzahl mit Bezug zu Schottland, vervollkommnet durch seine Privatbibliothek, einen kulturhistorischen Schatz. Noch in seinem Todesjahr erfolgten in Edinburgh die erste Versteigerung dieser hochbedeutenden Bestände (C. B. Tait und T. Nisbet, Auktion vom 12. Juni 1851 und folgende Tage,Catalogue of the Highly Interesting and Valuable Collection of Objects of Virtu, Prints, Etchings, and Drawings of the Late Charles Kirkpatrick Sharpe, Esq., of Hoddam). Sieben Monate später fand eine weitere Versteigerung statt (B. Tait und T. Nisbet, Auktion vom 12. Januar 1852 und folgende Tage. Catalogue of the Extensive and Valuable Library, Original Letters and Manuscripts, etc of the Late Charles Kirkpatrick Sharpe, Esq. of Hoddam). 51 Jahre später gelangten die bis dato verbliebenen Bestände seiner Sammlung ebenfalls in Edinburgh im Zuge einer öffentlichen Auktion unter den Hammer (Alexander Dowell, Auktion vom 20.4.1893 und folgende Tage, Catalogue of Autograph Letters, Manuscripts, Books, Copperplates, Etc., Being the Remaining Portion of the Collection Formed by the Late Charles Kirkpatrick Sharpe, Esq. Sold by Instructions of his Surviving Executor).
Unterhalb dieser handschriftlichen Bucheignersignatur das Exlibris für Hasso Schwänke.