1 EUROPÄISCHE MÜNZEN UND MEDAILLEN. EINE JÜDISCHE GOLDMEDAILLE.
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Goldmedaille o. J. (vermutlich 17. Jahrhundert), unsigniert. Jeweils drei Zeilen hebräische Schrift. 28,89 mm; 13,51 g.
GOLD. Von größter Seltenheit. Vorzüglich
Die vorliegende, außergewöhnliche Medaille nimmt Bezug auf das jüdische Purimfest. Es wird gefeiert, um an die Rettung der Juden, die zur Zeit Xerxes‘ I. (reg. 486-465 v. Chr.) im Perserreich lebten, zu erinnern. Im Buch Esther wird beschrieben, wie es dazu kam: Die durch ihre Schönheit bekannte Jüdin Esther lebte mit ihrem Onkel Mordechai in der persischen Hauptstadt Susa. König Xerxes I. erwählte sie zur Ehefrau, so dass sie mit ihrem Onkel am Hof lebte. Eines Tages verlangte der höchste persische Regierungsbeamte, Großwesir Haman, von all seinen Dienern, dass sie vor ihm niederknien. Mordechai verweigerte dies und zog somit den Zorn Hamans auf sich. Der Großwesir war so erbost, dass er nicht nur Esthers Onkel, sondern dem gesamten jüdischen Volk, das im Perserreich lebte, mit dem Tod drohte. Dieses Unheil konnte nur durch Mordechais Einschreiten und Esthers Vorsprechen bei König Xerxes I. verhindert werden. So wurde letztlich Haman erhängt und den Juden erlaubt, an einem gewissen, durch das Los bestimmten Tag ihre Feinde zu töten. Das hebräische Wort Purim bedeutet „Lose“.
Auf der Vorderseite dieser Medaille steht übersetzt „Sack und Asche, (im) Jahr Galtah“ (sack va-efer, y galtah). Auch heute geht man sprichwörtlich in Sack und Asche, wenn man in Trauer oder Reue ist, oder um seine Demut vor Gott zu zeigen. So sollten es die Juden auf Anraten Mordechais tun, als sie von den unheilvollen Plänen Hamans erfuhren. Das Wort „Galtah“ bedeutet so viel wie Aufdeckung oder Enthüllung und mit dem „Jahr Galtah“ ist dementsprechend wohl der Zeitpunkt des Bekanntwerdens dieser Pläne zu verstehen. Der Vollständigkeit halber sei angemerkt, dass die Buchstaben des Wortes „Galtah“ auch als Datumsangabe verstanden werden können, was in diesem Zusammenhang nicht besonders sinnvoll erscheint.
Auf der Rückseite findet sich folgender Text: Eine goldene Krone, Schuschan (= Susa), die Hauptstadt (ateret zahav Sh(ushan) habirah). Dies bezieht sich auf die goldene Krone, die Mordechai verliehen wurde, nachdem er die Juden gemeinsam mit Esther gerettet hat. Wie bereits erwähnt, trug sich die Geschichte um Esther und ihren Onkel in der persischen Hauptstadt Susa zu.
Möglicherweise wurde die vorliegende Medaille, deren Aufschrift wie Purim selbst den Wechsel von Trauer und Wehklage zu Freude und Erlösung verdeutlicht, als Geschenk verwendet. Da zu solchen festlichen Anlässen oft traditionelle Spiele gespielt wurden, ist denkbar, dass sie als eine Art Spielstein gedient hat. Eine andere Möglichkeit wäre, die Medaille als Pseudo-Münze zu verstehen. Auch wenn der Anlass der Herstellung oder der Zweck nicht eindeutig geklärt werden kann, scheint dieses besondere Stück aufgrund der Buchstabenform eindeutig jüdischen Ursprungs zu sein. Die Gestaltung der Schrift sowie der Verzierungen weisen darauf hin, dass sie vermutlich nicht in Europa hergestellt wurde, sondern aus einem sephardischen Kontext stammt.
Wir danken Dr. Ira Rezak, Stony Brook, NY, USA herzlich für seine umfassenden und außerordentlich hilfreichen Anmerkungen zu diesem außergewöhnlichen Zeugnis jüdischer Kultur.
This extraordinary medal refers to the Jewish festival of Purim which is celebrated to commemorate the rescue of the Jews who lived in the Persian Empire presumably at the time of Xerxes I (r. 486-465 BC). The biblical Book of Esther describes how this came about: Esther, a Jewish woman known for her beauty, lived with her uncle Mordechai in the Persian capital Susa. King Xerxes I chose her as his wife, so that she lived with her uncle at court. One day, the highest Persian government official, the royal vizier Haman, demanded that all his servants kneel before him. Mordechai refused and thus incurred Haman's wrath. The royal vizier was so enraged that he threatened not only Esther's uncle but the entire Jewish people living in the Persian Empire with death. This disaster could only be prevented by Mordechai's intervention and Esther's plea to King Xerxes I. In the end, Haman was hanged and the Jews were allowed to kill their enemies on a certain day determined by lot. The Hebrew word Purim means “lots”.
The obverse of this medal reads “Sackcloth and ashes, year (of) Galtah”, sack va-efer, y(ear) galtah). Traditionally, people wear sackcloth and ashes when they are in mourning or repentance or to show their humility before God. This is what the Jews were advised to do by Mordechai when they learned of Haman's sinister plans. The word “Galtah” means something like discovery, unveiling or exposure and the “year of Galtah” is therefore probably to be understood as the time when these plans became known. For the sake of completeness, it should be noted that the letters of the word “Galtah” might also be understood as a date, but this does not seem to make sense in this context.
The following text can be found on the reverse: “A golden crown, Shushan (= Susa), the capital“, ateret zahav Sh(ushan) habirah). This refers to the golden crown given to Mordechai after he saved the Jews together with Esther. As already mentioned, the story of Esther and her uncle took place in the Persian capital of Susa.
It is possible that this medal, whose inscription, like Purim itself, illustrates the transition from mourning and lamentation to joy and redemption, was meant as a holiday gift. Since traditional games were often played on such festive occasions, it is also conceivable that it served as a kind of token or flipping coin. Another possibility would be to understand the medal as a pseudo-coin. Even if the reason for its production or its purpose cannot be definitively ascertained, this particular piece is undoubtedly of Jewish origin based upon the form of the letters and the specificity of the inscription. The lettering and the design of the decorations indicate that it was probably not produced in Europe, but originated from a Sephardic context.
We would like to thank Dr Ira Rezak, Stony Brook, NY, USA, for his comprehensive and extremely helpful comments on this extraordinary testimony to Jewish culture.
Dieses Los steht nicht mehr zum Verkauf.