ILLUSTRIRTER ANZEIGER ÜBER GEFÄLSCHTES PAPIERGELD UND UNÄCHTE MÜNZEN,
Vertreten ist hier die geschlossene Folge der Jahrgänge 1-12, 1865-1876 samt ihrer zugehörigen Beilagen. Halbleineneinband, des letzten Drittels des 19. Jahrhunderts, mit Eckbezügen und Blanko-Rückenschild, die Deckel außen mit Achatmarmorpapier bezogen. Der Buchblock weitgehend von der Buchdecke getrennt, die Fadenbindung gelockert, einige Blätter lose, stärkere Einrisse am textilen Bezug des Rückens. Beigefügt: Dto., Jahrgänge 8-14, 1871-1878. Halbledereinband, des letzten Drittels des 19. Jahrhunderts, mit Eckbezügen und goldgeprägtem Rücken, die Deckel außen mit Achatmarmorpapier bezogen, die Vorsätze aus violettem Papier. Die Buchdecke etwas berieben. 3368 Gramm. (2)
Diese Zeitschrift, die seit 1877 mit erweiterter Thematik unter dem Titel 'Illustrirter Anzeiger für Contor und Bureau' erschien, war vom Buchdruckereibesitzer und Verleger Adolf Henze (* 1814, † 1883) gegründet worden (https://wortblende.com/2014/11/24/uber-neustadter-verleger/), der sein Unternehmen 1856 in Neuschönefeld eröffnet hatte. 1871 ließ er zudem in Leipzig-Neustadt eine Druckerei errichten. Zu dieser Produktionsstätte kam später eine Verlagsbuchhandlung hinzu. Zeitgenossen galt er als Gründer der modernen Chirogrammatomanie (Handschriftendeutung). Als sächsischer Kommissionsrat und Commerzienrat leitete er auch das 'Zentralbüreau für gerichtliche Schriftvergleichung' (C. Kehr, Geschichte der Methodik des deutschen Volksschulunterrichts, 4. Band, 2. Auflage, Gotha 1889, S. 95). Seine Schriftgutachten wurden von zahlreichen Gerichten deutscher Staaten und der späteren Bundesstaaten herangegezogen. Nach seinem Ableben im Dezember 1883 übernahm sein Sohn Artur Henze nach der letzten unter dem Namen des Vaters edierten Februar 1884 die Herausgeberschaft des Illustrierten Anzeigers für Contor und Bureau.
Die abgebildeten falschen Münzen sind bis einschließlich Heft 1, 1879 im Prägedruckverfahren reliefiert reproduziert und je nach ihrer tatsächlichen Beschaffenheit, gold-, silber- und kupferfarben gefasst worden. Später bildete man die Falsifikationen des Hartgelds nur noch in zweidimensionalen Abbildungen ab. Des Weiteren finden sich sowohl in den unter dem ursprünglichen Titel als auch in den unter dem Nachfolgetitel herausgegebenen Ausgaben dieses Periodikums Reproduktionen von falschen Geldscheinen, Wechseln, Wertpapieren und anderer manipulierter Dokumente. 1922 erschien die letzte Ausgabe (Clain-Stefannelli Nr. 599).
Der Sammelband mit den Jahrgängen 8-14 trägt recto auf dem fliegenden Vorsatzblatt den in sorgfältiger Kalligraphie notierten Namen des frühen Besitzers Otto Kellner sowie auf dem Spiegel des Vorderdeckels das von S. Hennig geschaffene Exlibris für den U. E. G. Schrock. Ulrich E. G. Schrock (* 1956 in Hannover) absolvierte an der Universität Göttingen ein Studium der Germanistik, Geschichte, Politologie und Philosophie. Der Münzkunde und der Bibliophilie seit früher Jugend verbunden, arbeitet er heute als freier Literat und Numismatiker.