COHEN, H.
Description générale des monnaies de la République Romaine communement appelées médailles consulaires. 1. Auflage, Paris ([Claude-Camille] Rollin)/London (Curt)1857. XLIV, 360 S., 75 Tfn. Der Text- und der Tafelteil in einem Band vereint, der Text auf handgeschöpften, die Tfn. auf glattem, industriell gefertigtem Papier. Halbledereinband, wohl um 1860, der Rücken mit 4 Bünden, einem goldgeprägtem Rückentitel und kleinem Wappensupralibros geschmückt, die mit Marmorpapier bezogenen Deckel und mit je einem größeren goldgeprägten Wappensupralibros versehen. Der lederne Rückenbezug leicht berieben und mit einem kleinen Einriss oben am Vordergelenk. 2036 Gramm.
Diese frühe Arbeit Henri Cohens erhielt nach ihrem Erscheinen rasch und nachhaltig den Rang eines Standardwerks zur Münzkunde der Römischen Republik, nicht zuletzt auch aufgrund ihres umfangreichen Fundus an Abbildungen. Ihr Autor hat das vorliegende Exemplar auf dem Vortitelblatt mit folgender handschriftlicher Widmung versehen: Monsieur le Marquis de Lagrange / membre de l'Institut / hommage de l'auteur / Henry Cohen [schnörkelförmiges Zeichen]. Der Beschenkte, Adélaide Edouard Lelièvre de Lagrange (respektive: Le Lièvière La Grange), Marquis de la Grange et de Fourilles (* 1796 in Paris, † 1876 ebendort) ließ das Buch wohl bald mit einem dekorativen persönlichen Einband versehen. Beide Buchdeckel ziert prominent der Wappenschild des Auftraggebers, zudem ließ er auf dem Buchrücken ein Allianzwappen prägen, das seinen Wappenschild mit demjenigen seiner aus einer herzoglichen Familie stammenden Ehefrau vereint. Die Buchdecke gestaltete der während des zweiten Drittels des 19. Jahrhunderts tätige Pariser Buchbinder Ganard in der Rue de l’Echaudé 15 (siehe: Didot-Botin, Annuaire-Almanach du commerce et du industrie, Paris 1862, S. 277 und 1259), der seinen diskreten Namensstempel verso auf das vordere fliegende Vorsatzblatt des Buches gesetzt hat.
Adélaide Edouard Lelièvre de La Grange diente nach einem ausgezeichneten Abschluss am Lycée Napoleón 1813 zunächst in der französischen Armee. Im Range eines Hauptmanns gab er 1822 seine militärische Laufbahn auf und begab sich in den diplomatischen Dienste seines Vaterlands. Nach diversen Stationen im europäischen Ausland wurder er schließlich 1828 Chef der Vertretung in Den Haag. Im Zuge der Julirevolution des Jahres 1830 zog er sich von dieser Aufgabe jedoch ins Private zurück, nachdem er bereits 1827 in Paris die Herzogstochter Constance Magdelaine Louise Nompar de Caumont-La Force (* 1902, † 1869) geheiratet hatte. Befreit von seinen beruflichen Aufgaben und aufgrund seiner ausgezeichneten pekuniären Verhältnisse, die aus seiner familiären und ehelichen Ausstattung resultierten, konnte Adélaide Edouard nun vermehrt seine Passionen pflegen. Von 1827 bis 1834 übersetzte er mehrere literarische Werke vom Deutschen ins Französische, neben der Freude an der Literatur und Bibliophilie pflegte er insbesondere sein Interesse an der Archäologie, der Kunst, der Numismatik und dem Münzensammeln. Daraus resultierten auch einige kleinere Veröffentlichungen im Rahmen seiner umfangreichen Autorenschaft, darunter sein Bericht über einen Schatzfund römischer Aureei (Notice sur 196 médailles d'or touvées pendant l'été 1834, à Ambenay, canton de Rugles, département de l'Eure, en octobre 1834. Paris 1834). 1833 zählte er zu den Mitbegründern der Zeitschrift 'L'Europe littéraire: journal de la litterature nationale et étrangère', ferner trat er etlichen nationalen und örtlichen Gesellschaften bei, die sich in Frankreich der Geschichte, der Künste oder den Wissenschaften widmeten, so u. a. in der Société des antiquaires de Normandie, der er zeitweise als Direktor vorstand oder im Comité des travaux historiques et des sociétés savantes, deren Vizepräsident er wurde und in dessen archäologischer Sektion die Präsidentschaft übernahm. Sein kultureller Einsatz wurde 1846 mit der Wahl in die Academie des Inscriptions et Belles-Lettres des Instituts de France gewürdigt. Zudem engagierte sich der Marquis auch in der Politik. Von 1837 bis 1851 hatte er einen Sitz als Vertreter des Départements Gironde in der französischen Nationalversammlung, in der er diverse Aufgabenbereiche übernahm. Nach seiner Ernennung zum Senator durch Staatspräsident Louis Napoleon im Jahre 1852, wechselte er in das Oberhaus des Parlaments, bis ins Jahr 1870 zeitweise sogar als Vizepräsident wirkte. Nachdem er bereits in jungen Jahren 1815 zum Ritter in die Ehrenlegion ernannt worden war, empfing er als Senator 1856 von diesem Orden das Komturkreuz und wurde zum Großoffizier geschlagen.
Seine Münzen und numismatische Literatur wurden unter Mitwirkung der Experten des Hauses Rollin & Feuardent in Paris (Hôtel Drouot) mit der verschleierten Provenienzangabe 'Marquis de L.' am 19.-20 Februar 1877 versteigert. Der Zuschlagspreis des vorliegenden Buches betrug nicht weniger als 110 Francs in Gold.
Auf der Vortitelseite und dem Titelblatt ferner die wohl nach den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts aufgebrachte dreizeilige Besitzerstempelung des luxemburgischen Münzensammlers Pierre Chelius.