1 SPEZIALSAMMLUNG ANHALT. ANHALT-KÖTHEN-PLÖTZKAU, FÜRSTENTUM. August, 1603-1653.
2 Goldgulden 1620, Plötzkau. 6,39 g. Auf brennendem Altar sitzender Phönix, vor Altar Wappenschild Sehr Seltsam Doch zu gesicht kam 16Z0 É3É//Brunnen mit Säule, auf der das Gotteslamm mit Fahne steht, rechts aus Brunnen trinkender gekrönter Bär, l. steigt ein Lamm mit Palmzweig aus dem Brunnen. Der unvermeidlentliche Brun. Fb. 31; Mann zu 448 (dort als 3 Goldgulden); Slg. Blank 3022 (2. bekanntes Exemplar).
GOLD. Von allergrößter Seltenheit. Gewellt, leichte Prägeschwäche, sehr schön
Exemplar der Sammlung Dr. Kurt Sonnenberg.
Exemplar der Auktion F. Schlessinger, Berlin, 31. März 1930, Nr. 2056 und der Auktion Münzhandlung Sonntag 25, Stuttgart 2017, Nr. 573 (dort irrtümlich als 3 Goldgulden-Stück bezeichnet).
„Gold in unbegrenzter Menge herstellen zu können, ist ein uralter Menschheitstraum. Diesen Wunsch versuchten die Alchemisten des Mittelalters und der früheren Neuzeit immer wieder, teils in echtem Bemühen, teils in betrügerischer Absicht, zu verwirklichen.“ (Alfred Reichenberger, Geldgeschichten aus Sachsen-Anhalt, S. 112). So berichtete Johann Friedrich Beckmann in seiner Historia des Fürstentums Anhalt (Zerbst 1710), dass die Repräsentations-Schaustücke aus Plötzkau, zu denen auch das hier angebotene Stück gehört, aus eben solchem alchemistischen Gold hergestellt worden seien. Dies war eine Fiktion; eine enge Verbindung zur Alchemie besitzt der Goldgulden aber doch: Denn die Alchemie wird auch als hermetische Philosophie bezeichnet und ist vereinfacht die Lehre der Umwandlung von unedlen Stoffen zu edlen Stoffen, wie zum Beispiel Gold. Diesen Vorgang der Umwandlung illustriert die Vorderseite der hier zur Versteigerung angebotenen Münze. Der Phönix, wohl das Gold symbolisierend, entschwebt den Flammen, wohingegen die Rückseite die pietistische Frömmigkeit des Fürsten August zeigt. Er steigt als gekrönter Bär in einen Brunnen der Läuterung (dargestellt durch das Lamm Gottes) und geht empor als friedliches Lamm mit einer Palme.
Zu einem der bekanntesten Vertreter der Alchemie gehört wohl der in Schleiz geborene Johann Friedrich Böttger (vermtl. geb. 04. Februar 1682, gest. 13. März 1719 in Dresden). Der sächsische Kurfürst August der Starke drängte Böttger aufgrund seines Wissens und seiner Behauptung, Gold herstellen zu können, zur Herstellung von Gold. Diese Versuche sollten scheitern, und Böttger wurde im Jahr 1705 auf der Albrechtsburg inhaftiert, bevor er dann auf Geheiß eben jenes Kurfürsten im Jahr 1708 erstes europäisches Porzellan entwickelte, dessen Bestandteile Kaolin, Quarz und Feldspat waren. Daher gilt Johann Friedrich Böttger heute als Miterfinder des europäischen Porzellans. Seine Entdeckung führte zur fabrikmäßigen Produktion von Porzellan und durch das Dekret „Königlich-Polnische und Kurfürstlich-Sächsische Porzellanmanufaktur“ vom 23. Januar 1710 wurde die noch heute existierende Porzellanmanufaktur Meißen gegründet, deren Gründungsmitglied Böttger war und deren erste Fertigungsstätte die Albrechtsburg war.
Das Schloß Plötzkau, der Prägeort dieses höchst seltenen doppelten Goldguldens, wurde im Jahr 1719 vom Münzmeister Heinrich Friedrich Halter erworben, der zuvor Münzwardein in Wolfenbüttel (1693-1698) sowie Münzmeister in Magdeburg (1698-1718) und in Berlin (1718-1719) gewesen war. Der Autor Mann bezeichnet die Münze dieses Typs als dreifachen Dukaten, was jedoch nicht plausibel erscheint, da die Dukatenprägung im Jahr 1620 noch nicht in Anhalt eingeführt war. Auch das Gewicht lässt darauf schließen, daß es sich um eine Goldguldenprägung handelt. So liegt es bei dem 3 Goldgulden bei etwas mehr als 9 Gramm und bei dem hier vorliegenden 2 Goldgulden bei etwas mehr als 6 Gramm. Unklar bleibt, aus welchem Grund bei beiden Typen die Wertzahl ‚3‘ verprägt wurde.
Schloss Plötzkau, Mewes, eigenes Werk 2005, Gemeinfrei (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Pl%C3%B6tzkau_02.jpg?uselang=de), ohne Änderungen.
Dieses Los steht nicht mehr zum Verkauf.