1 ADOLPH HESS NACHF., Auktion [59] vom 23.5.1893 u.f.T., Frankfurt/Main.
[Katalog 59] Münzen und Medaillen des Alterthums, des Mittelalter und der Neuzeit aus verschiedenem Besitz, zum Theil aus dem Nachlasse Joachim Lelewels. 2 unpaginierte, 27, 3 unpaginierte S. Einband aus Bibliotheksleinen, wohl des letzten Viertels des 20. Jahrhunderts, mit weißgeprägtem Rücken. Beigefügt: ADOLPH HESS NACHF., Auktion [60] vom 24.9.1894 u.f.T., Frankfurt/Main. Catalog [60] verschiedener Münzsammlungen, enthaltend: I. Goldmünzen. II. Medaillen, Thaler und kleinere Münzen von Braunschweig-Lüneburg. III. Münzen, Medaillen und Papiergeld verschiedener Länder. IV. Münzen und Medaillen Gustav Adolphs, St. Georgs-Thaler und -Ducaten, Schiessund Jagd-Münzen und -Medaillen. 2 unpaginierte, 40 S. 1212 Nrn. Einband aus Bibliotheksleinen, wohl des letzten Viertels des 20. Jahrhunderts, mit weißgeprägtem Rücken. 503 Gramm. (2)
Der Lebenslauf des Historikers, Philologen, Geographen und Publizisten Joachim [Joseph Benedikt] Lelewel (* 1786 in Wilna [Vilnius], in der damaligen polnisch-litauischen Föderation, † 1861 in Paris) wurde jahrzehntelang durch die politischen Entwicklungen beeinflusst, die aus den Teilungen Polens, der Fremdherrschaft und dem eng mit Russland verknüpften Kongresspolen resultierten. Er war ein Abkömmling des Familienverbands Lolhöffel von Löwensprung, der sich mit seinen österreichischen Wurzeln zunächst in Ostpreußen niedergelassen und sodann auch in Schlesien, Polen und Litauen Zweige herausgebildet hatte. Einige Angehörige, die den der polnischen Landessprache angepassten Namen Lelewel trugen, dienten im 18. und 19. Jahrhundert dem polnischen Volk in hohen Positionen als Beamte, Funktionsträger oder als Abgeordnete und Politiker. Joachim studierte von 1804 bis 1811 an der Universität des längst unter der Herrschaft des russichen Zaren stehenden Wilnas klassische Sprachen, Mathematik und Geographie, wurde schließlich seitens der Universität Krakau promoviert und trat danach in der Hauptstadt des damaligen Herzogtums Warschau eine Stelle im Innenministerium an. Nach der Gründung des in Personalunion mit Russland verbundenen Königreichs Polen lehrte er von 1815 bis 1818 an der Universität Wilna als Professor, betätigte sich sodann als Unterbibliothekar an der Universität Warschau, um 1821 in Wilna den Lehrstuhl für Geschichte zu übernehmen und so seine Hochschularbeit weiter fortzusetzen. 1824 verlor er dieses Amt, da man ihm vorgeworfen hatte, dass seine Lehrveranstaltungen den nationalen Enthusiasmus seiner Studenten fördere. Fortan widmete er sich als Privatier und Publizist seiner weiteren Forschung, schloss sich der patriotischen Bewegung an und wurde 1829 Abgeordneter des polnischen Parlaments. Während des Aufstandes von 1830/1831 trat er der Revolutionsregierung als Kulturminister bei und sah sich nach dem Scheitern der Bewegung gezwungen, ins Exil zu gehen. Über Deutschland gelangte er nach Paris, wo er zu einer der führenden Persönlichkeiten des Komittees der Polnischen Nation wurde, aber auch seine Positionen vertrat als Verfechter der Demokratie und der republikanischen Idee, der Abschaffung der Leibeigenschaft und der Gleichstellung der Juden im ganzen europäischen Raum. Doch auch im Königreich Frankreich konnte er nicht bleiben. Seit seiner Ausweisung 1833 fand er in Brüssel eine neue Heimstatt, wo er seine wissenschaftliche und politische Arbeit fortsetzte. Neben Karl Marx, Friedrich Engels sowie weiteren in- und ausländischen Aktivisten zählte Lelewel zu den Gründungsmitgliedern der dort 1847 fundierten 'Association Démocratique, ayant pour but l’union et la fraternité de tous les peuples'. Kurz vor seinem Lebensende gelangte er noch einmal nach Paris. Freunde hatten für die Unterbringung des von einer Krankheit Geschwächten in einer Heilstätte gesorgt, wo er auch verstarb.
Joachim Lelewels wissenschaftliche Arbeit hat sich keineswegs allein in wichtigen Veröffentlichungen zu geschichtlichen und geographischen Themen niedergeschlagen (z. B. in seinem vierbändigen, auf polnisch verfassten Werk zur mittelalterlichen Geschichte Polens, das 1846-1851 erschienen ist oder in seiner 'Géographie du moyen âge', die in 5 Bänden 1852–1857 erschienen ist). Er hat auch etliche numismismatische Arbeiten vorgelegt (siehe die Auflistung bei: Arthur Engel/Raymond Serrure, Pépertoire des sources imprimées de la numismatique française. Band II, Paris 1889, S. 83-86; Nrn. 3946-3962), darunter die aus drei Textbänden und einem Tafelband ('Atlas') bestehenede 'La Numismatique du moyen âge, depuis sa naissance jusqu'à l'apparition du gros d'argent, considerée sous le rapport du type et éclaire en différent points, Paris 1835.
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