
SCHNOBEL, J.H. (Hrsg.). Lübeckisches Münz- und Medaillencabinet gesammlet von Ludoplph Heinrich Müller mit erläuternden Anmerkungen und vorangesetzter Münzgeschichte. Lübeck (Christian Gottfried Donatius) 1790. Titelblatt, 184 S. Dekesel/Dekesel-De Ruyck S. 174. Pappband im Oktavformat, wohl der Zeit, die Buchdecke bezogen mit einem bronzierten, grünlich gefassten Papier. Der papierne Bezug etwas berieben. 183 Gramm. Ludolph Heinrich Müller (* 1720 in Lüneburg, † 1788 in Lübeck) ließ sich von 1734 an in Dresden zum Kaufmann ausbilden, bevor er 1741 in Lübeck eine Anstellung als Buchhalter im Kontor des Lübecker Handelsherrn Tobias Hornemann († 1745) erhielt, der ein Geschäft mit Eisenwaren und einen keineswegs unbedeutenden Kommissionshandel betrieb. Bald nach dem Tode seines Arbeitgebers wurde er von dessen Witwe zum Gesellschafter dieses Handelskontors ernannt und konnte 1748 mit deren Tochter die Ehe schließen. So erlangte er schließlich die Inhaberschaft über das Hornemann'sche Handelsunternehmen. Bereits in den ersten Jahren als selbstständiger Kaufmann begann er mit dem Aufbau einer Sammlung von Münzen und Medaillen der Reichsstadt Lübeck und des Bistums. Im Laufe der Zeit mehrte er sein numismatisches Wissen und seine über die Grenzen der Stadt hinausreichenden Kontakte zu Münzensammlern, was ihm einerseits die Möglichkeit zur Vergrößerung seiner Kollektion gestattete, andererseits aber auch Verkaufsmöglichkeiten eröffnete. Daher integrierte er auch Münzen und Medaillen in die Palette seines kaufmännischen Warenspektrums. Zu seiner numismatischen Spezialsammlung erstellte er ein handschriftliches Verzeichnis, wobei er darin auch solche Typen und Jahrgänge aufnahm, die ihm über seinen eigenen Bestand hinaus bekannt geworden waren, jedoch nicht in seinen Besitz gelangt waren. Nach seinem Ableben erfüllte seine Ehefrau seinen Wunsch, eine Zerstreuung der Sammlung zu verhindern und übertrug 1789 die gesamte Kollektion der Stadt Lübeck, in deren Besitz sich dieser Bestand noch heute befindet. Anhand des Müller'schen Sammlungsmanuskripts erstellte der lokalhistorisch interessierte Lübecker Kantor und Musikdirektor Johann Hermann Schnobel (* 1727 in Lübeck, † 1802 ebendort) den hier vorliegenden, bereits im Jahr nach der Besitzübertragung publizierten Katalog, der freilich die Prägungen des Bistums ausschließt. Auf dem Spiegel des Vorderdeckels in Galltinte der alte Vermerk ex Biblioth. C. H. Curtii, der darauf hindeutet, dass der Erstbesitzer dieses Buches Dr. med. Carl Hermann Curtius (* 1766 in Lübeck, † 1819 ebendort) gewesen sein dürfte. Der Sohn eines aus Narwa in die Reichsstadt zugewanderten Arztes absolvierte in Jena, Göttingen, Erlangen, Altdorf und Kopenhagen ein Studium der Medizin und erhielt 1794 nach Verteidigung seiner Dissertation über den Fall eines Darmtumors den medizinischen Doktorgrad zuerkannt. Bald danach kehrte er in seine Heimatstadt zurück und praktizierte dort bis zu seinem Lebensende als Arzt und Chirurg.
Schätzpreis | 180 € |
Zuschlag |
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