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Los 8064

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Schätzpreis | 20 € |
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Beschreibung
J. SCHULMAN, Auktion [200] vom 7.6.1937, Amsterdam.
Catalogue d'une collection importante de monnaies grecues d'argent provenant des collections renommées Mathey, Moricand, Vierordt, etc. Collection d'un amateur bien connu de monnaies d'or grecques et romaines, des Pays-Bas et des états et villes de l'Europe, etc. 2 unpaginierte, 28 S., 15 Tfn. 598 Nrn. Lose inliegend die Orig.-Schätzpreisliste. 188 Gramm.
Die Versteigerung war ursprünglich auf den 8. Juni 1937 angesetzt worden. Recto auf dem vorderen Deckblatt der Broschur sowie auf der Titelseite sind die Passagen mit dem ursprünglichen geplanten Datum überklebt worden mit einem bedruckten Papierstreifen, der die Vorverlegung der Auktion auf den 7. Juni 1937 ausweist.
Das Haus J. Schulman hat in diesem Katalog nicht nur die Provenienzen der Münzen aus den Versteigerungen der Sammlungsbestände der drei im Titel genannten Sammler ausgewiesen, sondern ebenso Herkunftsnachweise der Münzen aus anderen qualitätvollen Kollektionen sowie weiteren Quellen (u. a. Sammlungen Frank Sherman Benson [Sotheby, Wilkinson & Hodge, Auktion London, 3.-11.2.1909]; Auguste Delbecke [Sotheby, Wilkinson & Hodge, Auktion London, 24.4.1907], Maddelena [Sambon und Canessa, Auktion Paris, 7.3.1903], H. Osborne O'Hagan [Sotheby, Wikinson & Hodge, Auktion London, 4.5.1908], Athanasios Rhousopoulos [Dr. Jacob Hirsch, Auktion vom 15.5.1905], Strozzi [G. Sangiorgi Auktion Rom, 15-22.4. 1907] sowie diversen weiteren internationalen Auktionen).
Die Sammlung von L. Vierort wurde in mehreren Partien aufgelöst (Adolph Hess Nachf. Frankfurt am Main, Auktion [157] vom 18.- 19.3.1918 [Sammlung Griechischer Münzen, meist von vorzüglichster Erhaltung und von feinstem Stil, 719 Lose]; J. Schulman, Auktion [139] vom 5.3.1923, Auktion [173] vom 5.-6.6.1930 und Auktion [200] vom 7.6.1937). Im Zuge der Bewerbung der Auktion 139 wird der Kundschaft in den Vereinigten Staaten die Sammlung mit folgenden Worten vorgestellt: 'The collection of Mr. Vierordt is one of the most important collections of Roman Coins in Europe' (The Numismatist, Band XXXVI, Nr. 1, Januar 1923, S, 46).
Dieser Sammler war wohl Leopold Vierordt (* 1866 in Karlsruhe, Sterbejahr und -ort konnten nicht ermittelt werden), dessen Taufname demjenigen seines Vaters (* 1829, † 1906) entsprach (https://www.geni.com/search?search_type=people&names=Leopold+Vierordt). Als Enkel des vermögenden Bankiers Heinrich Vierodt (Stifter des heute noch in Karlsruhe bestehenden Vierordtbades) in Karlsruhe einer vermögenden Familie stammend, absolvierte Leopold jun. ein Studium an der Königlich-Bayerischen Hochschule, wo er im Wintersemester 1889/90 als Student der Mechanisch-technischen Abteilung der Königlich-Bayerischen Hochschule begegnet (Personalstand der Königlich Bayerischen Technischen Hochschule zu München im Winter-Semester 1889/90, München 1889, S. 37) und im folgenden Wintersemester sowie dem daran anschließenden Sommersemester als Student an der Chemisch-technischen Abteilung ermittelt werden konnte (Personalstand der Königlich Bayerischen Technischen Hochschule zu München im Winter-Semester 1890/91, München 1890, S. 34; Personalstand ... im Sommer-Semester 1891, München 1891, S. 33). Sein Examen als Ingenieur absolvierte er, bevor er sich 1892 in der Stadt in Karlsruhe abmeldete und nach Rotterdam zog (siehe https://www.openarchieven.nl/srt:5F2CB171-E52B-4F33-B3C3-7B719D853A4D) . Hier wurde er Mitinhaber der 'Fabriek Electra' (Vierordt & Cie), eine Firma die 'electr. und galvanische Kohlen, Elemente etc.' fertigte, d. h. für Produktionsgüter und -anlagen elektrischen Stroms produzierte (Leuchs & Co. [Hrsg.]. Adressbuch aller Länder der Erde, der Kaufleute, Fabrikanten, Gewerbetreibenden etc. etc. Band 22, zugleich Handelsgeographie, Produkten- und Fabrikanten-Bezugsangabe, 7. Ausgabe, Nürnberg 1894, S. 103; siehe auch die online-Fassung der Darstellung von H.W. Lintsen, M.S.C. Bakker, E. Homburg, D. van Lente, J.W. Schot en G.P.J. Verbong, Geschiedenis van de techniek in Nederland. De wording van een moderne samenleving 1800-1890. III. Gas, licht en elektriciteit, Zutphen 1993, Ergänzung der Anmerkung 92 zu S. 302: geraadpleegd via DBNL [KB, nationale bibliotheek]). In Rotterdam lebte er bis ins Jahr 1898. Später wohnte er in Hilversum und zog sodann nach Amsterdam, wo er vom 30.10.1900 bis zum 11.10.1904 gemeldet war, um danach die Stadt wieder mit dem Ziel Karlsruhe zu verlassen(https://archief.amsterdam/indexen/deeds/c1fec79a-33dc-4be7-984d-26e29cef0eed). Es konnte nicht geklärt werden, wann er in die Niederlande zurückkehrte, Fakt ist freilich, dass er spätestens in den frühen zwanziger Jahren in Bloemendaal, Provinz-Noord Holland, lebte. Die Königlich-niederländische Gesellschaft für Münz- und Medaillenkunde nahm ihn 1922 als Außerordentliches Mitglied in ihre Reihen auf (Jaarboek van het Koninglijk Nederlands Genootschap voor Munt- en Pennigkunde IX, 1922, S. 132.
Paul Mathey (* 1844 in Paris, † 1929 ebendort) entwickelte sich nach seiner Ausbildung an der Ecole nationale supérieure des Beaux Arts zu einem anerkannten Maler, der insbesondere als Schöpfer von Porträtgemälden bis heute geschätzt wird. Aber er setzte sich künstlerisch auch mit anderen Sujets auseinander, nicht nur auf dem Feld der Malerei, sondern auch in der Radierkunst, die er später erst für sich entdeckte. Mit der Ausstellung einiger seiner Werke in Pariser Salon-Ausstellung von 1868 stellte er sich erstmals dem künstlerischen Publikum und empfing in der Folgezeit mehr und mehr positive Resonanz für sein Werk, was sich auch in der Verleihung diverser Preismedaillen widerspiegelt, die mit dem Empfang der Goldmedaille sich an der Exposition Universelle von 1889 ebenso einen Höhepunkt erfuhr, wie auch in der Ernennung zum Ritter der Ehrenlegion im selben Jahr. Seine Sammlung von Münzen der griechischen Antike wurde 1913 anonym veräußert an der seitens der Pariser Firma Feuardent Frères kuratierten und vom Commissaire priseur André Desvouges geleiteten Pariser Auktion vom 9. bis 10. Juni (Katalogtitel: Monnaies grecques antiques provenant en majeure partie de la collection d'un artiste français. Umfang: total 363 Lose).
Der im Titel genannte Sammler 'Moricand' dürfte identisch sein mit Philippe Moricand (* 1859 in Genf, † 1928). Der aus einer wohlhabenden schweizerischen Famile stammende, in Paris sesshafte Ingenieur, wurde 1907 in die Schweizerische Numismatische Gesellschaft aufgenommen und zählte ebenfalls zu dem Mitgliedern der Société française de numismatique, der er einige Jahre als Schatzmeister diente und in seinem Sterbejahr zu ihrem Präsidenten gewählt wurde.
Recto auf dem vorderen Deckblatt der Broschur der handschriftliche Besitzeintrag Dr. V. Clain-Stefanelli. Dr. Vladimir Clain Stefannelli (* 1914 in Czernowitz [Tschernowitz], Bukovina, Kaiserreich Österreich [heute: Ukraine], gestorben 1982) war ein ausgewiesener Numismatiker hatte seinen ursprünglichen Namen Waldemar Günther Klein verändert und mit dem Familiennamen seiner Mutter, einer geborenen Stefanelli verknüpft. Er absolvierte ein Studium an der Prager Karls-Universität, wo er 1938 mit seiner Dissertation über die antike Münzprägung von Kallaitis auch promoviert wurde. Er war schon damals indes nicht nur auf die antike Numismatik spezialisiert, sondern auch ein ausgezeichneter Kenner des osteuropäischen, insbesondere rumänischen Münzwesens. 1938 lernte er auch die Historikerin Elvira [Eliza] Olinescu (* 1914 in Bukarest, gestorben 2001) in Rom kennen und lieben und vermählte mich mit ihr noch im selben Jahr. Als das Ehepaar sich 1943 zu Forschungszwecken in Berlin aufhielt, wurden die Clain-Stefanellis, nachdem Vladimirs Ausweis abhandengekommen war, unter falschen Vorhaltungen verhaftet und in das Konzentrationslager Buchenwald verbracht, wo sie 14 Monate bis zum Kriegsende verbringen mussten. Von 1946 bis 1948 arbeitete Vladimir in Rom als Sekretär im Vatikan, während seine Frau eine Anstellung in der Münzenhandlung P & P. Santamaria fand. 1949 oder 1950 ging Vladimir nach New York, um für sich und seine Ehefrau, die ihm 1951 folgte, Grundlagen einer neuen Zukunft zu schaffen. Vor 1953 fand er eine Anstellung in der Firma Hesperia Art in New York und war von 1954 bis 1956 bei Stack's Coin Galleries (siehe die Anmerkung vor unserer Kat.-Nr. 4831) tätig. Im September 1956 wurde er an der Smithsonian Institution in Washington D.C. angestellt, wo er als Historiker und Kurator die National Numismatic Collection bis zu seinem Tod betreute. Seit 1957 gehörte auch Elvira zum Team der Smithsonion und arbeitete fortan Hand in Hand in enger wissenschaftlicher Partnerschaft mit ihrem Ehemann. So wundert es kaum, dass die durch den Tod ihres Mannes frei gewordene Stelle des Executive Director mit der ausgewiesenen Frau Dr. Elvira Clain-Stefanelli besetzt wurde. In dieser Position wirkte sie dort bis zu ihrer ihrer Pensionierung 2001.(Pete Smith, American Numismatic Biographies, 2021, S. 73 [Online-Version https: // www.coinbooks.org/resources/anb2021.pdf)]).