eLive Auction Literatur 2025 - Tag 3 (Lose 7408 - 8107)
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Beschreibung

RUDOLPH LEPKE'S KUNST-AUCTIONSHAUS, Auktion vom 16.-19.5.1911, Berlin.

Katalog 1614. Sammlung des † Freiherrn Adalbert von Lanna, Prag. Dritter Teil: Medaillen und Münzen. 8 unpaginierte S. (inklusive eines Vorworts des Numismatikers Kurt Regling, damals Direktorialassistent am Königlichen Münzkabinett in Berlin), 148 S., 56 Tfn. Ansprechend eingebundene saubere beidseitige Fotokopie der Originalausgabe. Halbledereinband, wohl des letzten Viertels des 20. Jahrhunderts, mit Goldschnitt und textilem Lesebändchen. Der Rücken und der Vorderdeckel mit Goldprägung, die Ansätze des Rückenbezugs und die Eckbezüge mit blindgeprägter Ornamentik. Beigefügt: A. RIECHMANN & CO., Auktion 18 vom 5.-6.7.1921, Halle/Saale. Auktionskatalog XVIII, enthaltend: Kunstmedaillen des XVI. bis XX. Jahrhunderts von Deutschland, Niederlande, Frankreich, England. 4 unpaginierte, 97 S., Textabb., 33 Tfn. 683 Nrn. Orig.-Halbleineneinband im Großquartformat, der Rückenbezug vom Buchblock abgelöst. 2613 Geramm. (2)

Die auf die Kunst und auf das weite und vielfältige Feld des Kunstgewerbes ausgerichtete Sammlung Lanna war über zwei Generationen hinweg entstanden. Von numismatischem Interesse sind die Medaillen und Münzen des Sammlungsbestandes, die größtenteils im vorliegenden Katalog dokumentiert sind, ebenso wie die Plaketten, die hingegen in eine andere Auktion positioniert worden sind, zusammen mit den in der Sammlung ebenfalls befindlichen Steinmodellen und Wachsbossierungen nebst diverser Brettsteine und kleinformatiger Holzmedaillons mit reliefplastischen Darstellungen, insbesondere Porträts.
Der Gründer dieser umfangreichen Sammlung(en) war Karl Adalbert (Vojtech) Ritter von Lanna (* 23. April 1805 in Budweis, † 15. Januar 1866 in Prag), ein rühriger Unternehmer, der nach seiner Ausbildung an der Technischen Hochschule in Prag zunächst in das Flussschifffahrtsunternehmen seiner Famile eintrat und dieses später übernahm. Bald stieg er in das Pferdebahngeschäft ein und schlug sodann den Weg zum Großindustriellen ein, der sich in Böhmen, Mähren und Schlesien auch am Bau von Verkehrswegen und von Brücken, insbesondere des neu aufkommenden Eisenbahnetzes beteiligte und seit 1850 maßgeblich die Schwerindustrie um das böhmische Kladnow (deutsch: Kladen) voranbrachte. Rund zwei Jahre nach seinem Ableben wurde seine Witwe nobilitiert. Sein Sohn Adalbert von Lanna (* 1836 in Vierhöf [heute: Čtyři Dvory, Stadt Budweis, Böhmen], † 1909 in Untermais [heute: Ortsteil von Meran, Tirol]) trat sein Erbe an. Adalbert der Jüngere hatte das Gymnasium in Budweis besucht und erfuhr von 1852 bis 1854 seine weitere Ausbildung an der Handelsschule zu Leipzig. Anschließend trat er in das Unternehmen seines Vaters ein und wurde dort 1858 Gesellschafter, bis er nach dem Ableben seines Vaters dessen Nachfolge antrat und dieses Familienunternehmen zum größten Baukonzern Böhmens formte. 1868 wurde er zum Ritter erhoben und bekam 1907 den Freiherrntitel zuerkannt. Adalbert junior gab nicht nur dem geschäftlichen Lebenswerk seines Vaters einen weiteren Schub, sondern er vermehrte und bereicherte erheblich mit sicherem Gespür auch die väterliche Sammlung (Donath, Psychologie des Kunstsammelns, Berlin 1920, S. 125-127). Mehr als 10.000 Kupferstiche aus der Sammluing Lanna wurden bereits 1895 kunsthistorisch erfasst und publiziert (Hans Wolfgang Singer, Sammlung Lanna Prag. Das Kupferstichkabinett. Wissenschaftliches Verzeichniss, 2 Bände, Prag 1895), weitere Sachgruppen aus dieser qualitätvollen und außergewöhnlichen Sammlung vermitteln uns die diversen kommerziellen Kataloge der Versteigerungen. Da Freiherr von Lanna keine geeignete oder willentliche Person in der Familie vorfand, die die Sammlung nach seinem Ableben weiterzuführen gedachte, entschloss er sich gegen Ende seines Lebens zur Auflösung seiner Bestände im Rahmen diverser Versteigerungen. So gelangten über mehrere Auktionshäuser in Deutschland und Österreich diverse Partien aus dieser außergewöhnlichen Sammlung von Mai 1909 bis September 1912 auf den Markt (Kunsthandlung H[einrich]. G[ottlieb]. Gutekunst, Stuttgart, Auktion vom 11. bis 22. Mai 1909: Druckgraphik alter Meister; 6.-11.5.1910: Handzeichnungen alter Meister, Kupferstiche; Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus, Berlin, Auktion vom 9.-16.11.1909: Kunstgewerbe, Miniaturen, Glasmalerei, Skulpturen, Textilien; Dto. Auktion vom 21.-28.3.1911: siehe den hier offerierten Katalog; Dto. Auktion vom 16.-19.11.1911: Medaillen und Münzen; Dto. Auktion vom 22.5.1911 u.f.T.: Aquarelle, Ölgemälde, Miniaturen; Kupferstiche, Holzschnitte, Schabkunstblätter, seltene Farbendrucke; Dto. Auktion vom 17.9.1912 u.f.T.: Kunstwissenschaftliche Bibliothek; Gilhofer und Ranschburg, Wien, Auktion vom 25.-27.10.1910: Aquarelle und Handzeichnungen, Porträtminiaturen; Dto. Auktion vom 13.2.1911 u.f.T.: Graphiken; Dto. Auktion vom 3.-4.4.1911: Handschriften, Miniaturen, Inkunabeln, illustrierte Werke des 16. Jahrhunderts; bibliophil gestaltete neuere Werke). Nur zwei dieser Versteigerungen fanden noch zu Adalbert von Lannas Lebzeiten statt, er starb im Dezember 1909 im Alter von 73 Jahren. Kleine Gruppen von bildhauerischen Arbeiten, Gemälden, Miniaturen und Zeichnungen, Farbstichen, Textilien, Kunstgegenständen und Möbeln aus dem Nachlass von Adalbert von Lannas einzigem Sohn Dr. Albert [Franz Joseph] von Lanna (* 1867, † 1922 in München, siehe https://biblio.hiu.cas.cz/media-viewer?origin=https:%2F%2Fbiblio.hiu.cas.cz%2Frecords%2Fd4180971-5574-49ee-8aba-0a1c8ad7e66f&rootDirectory=530884) gelangten schließlich am 6.11.1929 durch das Auktionshaus Paul Cassirer und Hugo Helbing in Berlin zum Aufruf.

Die 1921 bei Riechmann versteigerte reiche Sammlung von Medaillen des 16. bis 18. Jahrhunderts ist gemäß Detlef Tietjen aufgebaut worden von 'Justizrat Harmening, Jena'. Ernst Harmening (* 1854 in Bückeburg, † 1913 in Meran) erwarb am Gymnasium in Bückeburg das Abitur und absolvierte anschließend an den Universitäten Jena und Halle ein Studium der Rechtswissenschaften. Von 1875 bis 1882 stand er als Jurist in Diensten des Großherzogtums Sachsen-Weimar und arbeite dort in Eisenach und seit 1879 am Oberlandesgericht in Jena. Zu einem unbestimmten Zeitpunkt erwarb er den juristischen Doktortitel und bekam auch den Titel 'Justizrat' zugesprochen. Nach seinem Ausscheiden als Staatsbediensteter erhielt er die Zulassung als Anwalt beim Gemeinschaftlichen Thüringischen Amtsgericht in Jena. Von 1890 bis 1893 hatte er als Abgeordneter der Deutschen Freisinnigen Partei einen Sitz im Deutschen Reichstag. Seine gegen Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha gerichtete politische Replik brachte ihm wegen Majestätsbeleidigung 1890 eine sechsmonatige Festungshaft ein. Er fungierte auch als Vorsitzer des Aufsichtsrats der in Göschwitz niedergelassenen Sächsisch-Thüringischen Zement-Fabrik Prüssing & Co. K.G. a. A. (Tonindustrie-Zeitung und Keramische Rundschau 1913, S. 1346).