eLive Auction Literatur 2025 - Tag 1 (Lose 6001 - 6706)
Beendet

Monographien, Sammelwerke und Aufsätze: Allgemeine Numismatik und Antike

NUMISMATISCHE LITERATUR MONOGRAPHIEN, SAMMELWERKE UND AUFSÄTZE

Bieten


Schätzpreis 180 €
Zuschlag 180 €

Dieses Los steht nicht mehr zum Verkauf.

Beschreibung

BERNHART, M.

Die Münzen der römischen Kaiserzeit [hier: aus der Zeit von Augustus bis einschließlich Septimius Severus]. München o. J. [gedruckt in den letzten Jahren des 2. Weltkrieges, jedoch vom Verlag nie offiziell verausgabt]. 3 Textbände, 1 Tafelband. 820 S., 128 Tfn., Halbleineneinbände, mit Eckbezügen und goldgeprägten Rücken. Die drei Textbände in dunkelrotem Textil, wohl des dritten Viertels des 20. Jahrhunderts, die Rückentitel in Antiqua, die Deckel bezogen mit narbig geprägtem Papier. Der Tafelband in rotbraunem Textil, wohl bereits in den vierziger bis frühen fünfziger Jahren gebunden, der Rückentitel in Fraktur, die Deckel außen bezogen mit einem in Krokodillederstruktur beprägtem Papier. Die Textbände mit grünblauem Kopfschnitt, der Tafelband mit rotem Kopfschnitt und mit einem per Hand beschriebenem bibliothekarischen Standortschild. Die ersten 3 Tfn. mit per Hand beigeschriebenen Katalognummern. 5184 Gramm. (5)

Im Katalog 81 seiner Auktion vom 3.12.1940 und folgende Tage, S. 7, kündigte Karl Kreß, Inhaber der Münzhandlung Otto Helbing Nachf. und Miteigentümer des Verlages Kreß und Hornung, die Herausgabe eines Korpuswerkes der römischen Kaiserzeit von Prof. Dr. Max Bernhart an, von dem zwei Textbände und ein Tafelband etwa 'drei Monate nach Kriegsende... der Öffentlichkeit übergeben' werden sollten und ein dritter Textband etwa sechs Monate später erscheinen sollte. Diese Umstände spiegeln sich auch in dem hier vorhandenen Bücherensemble wider. Während die hier vorliegenden Textbände weder Titelblätter noch Register oder Inhaltsverzeichnisse enthalten, ist letzteres in dem 248 Seiten starken Textband 1 vorhanden, das den über die Prägephase 'Antoninus Pius und Sabina', mit der der 2. Textband schließt.
Der Verlauf des Krieges ließ dieses Publikationsvorhaben indes scheitern. Gemäß Herbert A. Cahn soll das Werk zwar in den Druck gegeben, doch 'bis auf wenige Exemplare' infolge der Kriegseinwirkungen zerstört worden sein (siehe: Schweizer Münzblätter 1952, S. 67).
Doch ist tatsächlich eine gewisse Charge mit den Textseiten 9-820 mit dem Katalog der Münzen von Augustus bis einschließlich Septimius Severus der komplementären Tafeln 1-128 erhalten geblieben, lose, in ungebundener Form, freilich in hervorragendem Zustand. Diese substantielle originale Partie hatte man zuvor vervollständigt, was sich sowohl durch das Druckbild der nachträglich hinzugefügten Blätter als auch in Anbetracht ihrer Papiersorte, die leicht von der älteren Papierbeschaffenheit abweicht. Hinzugefügt wurden Vortitel- und Titelblatt, das folgende Blatt mit dem Inhaltsverzeichnis, die beiden hinter den Tafeln angefügten Blätter mit einem 'Verzeichnis der Münzprägungen' und dem alphabetischen 'Verzeichnis der Münzberechtigten', die aufgrund der verwendeten Schriftart wohl neu gesetzt worden sind. Eine jüngere Ergänzung dürften schließlich auch die aus der 'jüngeren' Papiersorte gefertigten Blätter (S. 5-8) mit einer aufgrund des Druckbilds zu erschließenden Reproduktion der originalen Textvorlage des Vorworts darstellen.
Das hier offerierte Tafelteil dürfte zu den von Herbert Cahn erwähnten wenigen Exemplaren jener Druckbögen zählen, die den Bombenkrieg überstanden haben und bald in buchbinderische Hände gelangt sind. Da die hier offerierten Textbände 2 und 3 ohne Titelblätter ausgestattet und auch ansonsten deren Nachweis nicht erbracht werden kann, ist deren einstige Existenz fraglich.

Max Bernhart (* 1883 in Krumbach [Schwaben], † 1952 in Türkheim) trat 1908 in die Dienste des Königlichen Münzkabinetts in München, nachdem er an der dortigen Universität ein Studium absolviert hatte. Nach erfolgreicher Verteidigung seiner Dissertation 'Zwei römische Münzfunde aus Südbayern' wurde er 1910 an jener Hochschule promoviert. 1933 wurde er Direktor der Staatlichen Münzsammlung München und hatte diesen Posten bis zu seiner Pensionierung inne. Bis in die zwanziger Jahre galten Max Bernharts erste maßgebliche wissenschaftliche Veröffentlichungen Themen der neuzeitlichen Münzen- und Medaillenkunde, doch kamen in den zwanziger Jahren Werke zur antiken, insbesondere römischen Münzkunde hinzu. 1922 wurde sein 'Bibliographischer Wegweiser der Münzkunde der römischen Kaiserzeit' publiziert und 1926 folgte sein zweibändiges 'Handbuch der Münzkunde der römischen Kaiserzeit'. Um diese Zeit dürfte er bereits eine umfangreiche Arbeit über die Münzen der römischen Kaiserzeit geplant haben, reichte er 1930 doch beim Fachausschuss Kunstwissenschaften einen Antrag auf Reisebeihilfe für seine Untersuchungen auf diesem Gebiet ein, der ihm auch gewährt wurde. Sein ebenfalls in diesem Jahr vor diesem Gremium beantragter Druckzuschuss seiner unter dem Titel 'Die Münzen der römischen Kaiserzeit von August bis Gallienus' projektierten Arbeit wurde hingegen abschlägig behandelt (https://gepris-historisch.dfg.de/fall/102817). Bernharts diesbezüglichen Forschungen dürften schließlich in sein Projekt zu dem in Druck gegebenen Korpus der reichsrömischen Münzen der Kaiserzeit mit eingeflossen sein, ein Werk, das aus den geschilderten Umständen nie im Buchhandel erschienen ist und dessen erster Band hier in einem bibliophil eingebunden Exemplar offeriert werden kann.