Auktion 418
Beendet

Geprägte Geschichte des Dreißigjährigen Krieges und des Westfälischen Friedens | Numismatische Raritäten aus aller Welt

EUROPÄISCHE MÜNZEN UND MEDAILLEN AUS DER ERSTEN HÄLFTE DES 17. JAHRHUNDERTS

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Schätzpreis 75.000 €
Zuschlag 160.000 €

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Beschreibung

DAS BALTIKUM. Christina, 1632-1654  
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Rose Ryal (4 Dukaten) o. J. (nach 1648), auf den Westfälischen Frieden. 13,70 g. Münzmeister Heinrich Jäger. CHRISTINA • D : G : SUEC : - GOTH : VAND : Q : REGINA : Die gekrönte Königin in vollem Ornat sitzt v. v. auf einem gotischen Thron mit Zepter in der Rechten und Reichsapfel in der Linken, umher verzierte Borte, unten Kartusche mit den Stadtschlüsseln von Riga// * PAX IN CHRISTINÆ PRO CHRISTO GERMINAT ARMIS : • Vierfeldiges Wappen: Drei Kronen (Tre kronor) / Folkunger-Löwe (Folkungar) mit Mittelschild Korngarbe (Vasa), darüber Lorbeerkranz, umher Palmenzweige von Lorbeer umwunden. Ahlström 31 (dieses Exemplar, XR); Deth./Ord. 83; Fb. 14 a ("Very rare", dieses Exemplar); Hagander -; Neumann -.
GOLD. Prachtexemplar. Von allergrößter Seltenheit.
Einziges bekanntes Exemplar in Privatbesitz.
Sehr attraktives Exemplar, min. gewellt, vorzüglich
Exemplar der Auktion L. & L. Hamburger 8, Frankfurt/Main 1895, Nr. 1289; der Auktion L. & L. Hamburger 21, Frankfurt/Main 1900, Nr. 235; der Slg. Hermann Vogel, Chemnitz, Auktion Adolph Hess Nachfolger 188, Frankfurt 1927, Nr. 920; der Slg. Sven Svensson, Auktion Hirsch Myntauktioner 1, Stockholm 1966, Nr. 309 und der Slg. C. O. Segerdahl. Erworben 1998 von Bjarne Ahlström, Stockholm.
Exemplar der Slg. Julius Hagander, Teil 2, Auktion Fritz Rudolf Künker/Ulf Nordlind 196, Osnabrück 2011, Nr. 5051.
In der älteren Literatur wurde diese bemerkenswerte Goldmünze irrtümlich unter Bremen-Verden geführt, auf der Vorderseite ist jedoch deutlich das Stadtwappen von Riga zu sehen. Zur Entstehungszeit dieser Münze arbeiteten in Riga sowohl die städtische Münzstätte als auch die Münzstätte der schwedischen Regierung. Da das Stadtwappen im Vergleich zu anderen Stücken eher unauffällig positioniert ist, erscheint es wahrscheinlich, dass es sich um eine Prägung der Regierung handelt. Die Münze hat keine Jahreszahl, jedoch weist die Rückseitenumschrift ("Durch den Willen Christi und die Waffengewalt Christinas sprießen die Blumen des Friedens") auf den Westfälischen Frieden von 1648 hin. Das Stück ist also kurz nach 1648 geprägt worden.
Darstellung und Gewicht des Stückes lehnen sich an den sogenannten "rose royal" des englischen Königs James I. an, und zwar an die zweite Emission (1604 - 1619). Anstelle der charakteristischen Rose sind auf der schwedischen Prägung zwei von Lorbeer umschlungene Palmzweige zu sehen, die von einem Lorbeerkranz zusammengehalten werden. Die kleine Figur auf der Rückseite wurde als Stempelschneidersignatur gedeutet. A.W. Stiernstedt hielt sie für das Wappen von Simon Mårtensson Lejonspira, ein halber Löwe mit einem Zepter in der rechten Tatze. Lejonspira war seit 1645 Inspektor an der Münzstätte der schwedischen Regierung in Riga und wurde 1652 in den Adel erhoben.
Außer diesem Stück ist keine weitere schwedische Münze bekannt, die nach englischem Münzfuß ausgebracht ist. Eine mögliche Erklärung könnte die diplomatische Annäherung Schwedens an England vor der Abdankung der Königin Christina sein. In diesem Kontext wurde Peter Spiring, der Chef der schwedischen Gesandtschaft in den Niederlanden, im Dezember 1651 nach London geschickt. Er wurde als Spitzendiplomat und enger Vertrauter des schwedischen Reichskanzlers Axel Oxenstierna gebührend in der englischen Hauptstadt empfangen. Für unseren Zusammenhang ist interessant, dass Spiring zuvor bereits Kammerherr und Finanzrat der Königin Christina war. 1642 war er auch Generalverwalter des Zollwesens in Livland, Pommern und Mecklenburg geworden. Er war also einer der bedeutendsten und einflussreichsten Finanzfachleute Schwedens mit Basis im Baltikum und Norddeutschland. Außerdem war er Kunstsammler und erwarb auch für die Königin Kunstgegenstände. Möglicherweise hat Peter Spiring die Initiative zu der vorliegenden Repräsentationsmünze gegeben, um sie bei seiner diplomatischen Mission zu verwenden. Weitere Archivforschung wäre notwendig, um diese Theorie untermauern zu können.
Christina, geboren am 7. Dezember 1626 im Stockholmer Schloß als Tochter von Gustav II. Adolf und Maria Eleonora von Brandenburg, wurde aufgrund der geltenden Sukzessionsordnung am 6. November 1632 im Alter von 6 Jahren Königin. Sie wurde am 8. Dezember 1644 für volljährig erklärt und am 20. Oktober 1650 im Stockholmer Dom (storkyrka) gekrönt.
Während der Vormundschaftsregierung für Christina und danach bis 1648 wurde die Münzprägung in den schwedischen Besitzungen im Baltikum und in Deutschland in großem Umfang fortgesetzt. Im Westfälischen Frieden 1648 wurden die Besitzungen Pommern, Bremen-Verden und Wismar formell der schwedischen Krone zugesprochen. Nun hatte die schwedische Königin und ihre Nachfolger Sitz auf dem deutschen Reichstag, den allerdings kein schwedischer Monarch tatsächlich eingenommen hat. Wismar blieb bis 1803 schwedisch und die Hälfte Pommerns mit Stralsund sogar bis 1814.
Christina dankte in einem spektakulären Schritt am 6. Juni 1654 zugunsten ihres Cousins Karl Gustav ab, der noch am selben Tag in Uppsala gekrönt wurde und die Regierung antrat. Dadurch kam das Haus Pfalz-Zweibrücken auf den schwedischen Thron. Das Geschlecht der Vasa starb im Mannesstamm mit dem polnischen Zweig 1672 aus. Christina konvertierte zum katholischen Glauben – ein für die Schweden unglaublicher Vorgang – und lebte danach meist in Rom, wo sie am 9. April 1689 starb und im Petersdom beigesetzt wurde. Ihre bedeutenden numismatischen Sammlungen wurden aufgelöst.
Wahlspruch: Columna regni sapientia = Weisheit ist der Grundpfeiler für das Regieren. Diese Devise entspricht nicht zufällig Christinas Initialen: C(hristina) R(egina) S(veciae).