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Brandenburg-Preußen

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DEUTSCHE ORDEN UND EHRENZEICHEN PREUSSEN

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KÖNIGREICH PREUSSEN (1701-1918)

Umfangreicher Urkunden- und Dokumenten-Teilnachlaß des preußischen Generalmajors Otto von Niesewand (1793-1884), bestehend aus insgesamt 27 Dokumenten.

1) Patent als Seconde-Lieutenant, Doppelblatt, ausgefertigt am 2. Januar 1807, mit großem Papier­siegel.

2) Beglaubigungs-Schreiben zur Verleihung des Eisernen Kreuzes II. Klasse (Verleihungsurkunde), Doppelblatt, datiert Leipzig am 21. Oktober 1813, mit Lacksiegel, mit Originalunterschrift König Friedrich Wilhelms III. (Die Ausfertigung erfolgte in Leipzig zwei (!) Tage nach der dortigen Völkerschlacht vom 16. bis 19. Oktober 1813).

3) Patent als Premier-Lieutenant, Doppelblatt, ausgefertigt zu Berlin am 10. April 1815, mit großem Papiersiegel.

4) Patent als Capitaine [Hauptmann], zwei Doppelblätter, ausgefertigt zu Berlin am 31. März 1817, mit großem Papiersiegel und Originalunterschrift König Friedrich Wilhelms III.

5a+b) Beglaubigungs-Schein zur Verleihung des Dienstauszeichnungs-Kreuzes, Doppelblatt, datiert Berlin am 21. Juni 1826, mit gelöstem Papiersiegel, mit originaler Vertretungs-Unterschrift. Dazu das Mitteilungsschreiben des Generals der Kavallerie Ludwig von Borstell (1773-1844), Kommandierender General des preußischen VIII. Armeekorps in Koblenz, datiert Coblenz am 30. Mai 1826, fehlendes Papiersiegel und mit Lacksiegel, Originalunterschrift des Generals von Borstell und Bestätigungs-Signatur, datiert Cöln im Januar 1831.

6) Patent als Major von der Infanterie, zwei Doppelblätter, ausgefertigt zu Berlin am 28. April 1829, mit großem Prägesiegel und Originalunterschrift König Friedrich Wilhelms III.

7) Beglaubigungs-Zeugnis zur Verleihung des Rothen Adler-Ordens vierter Klasse (Verleihungs­urkunde), datiert Berlin am 18. Januar 1840, mit gedrucktem Siegel und Original-Unterschrift des Generalleutnants Ludwig Gustav von Thile (1781-1852), von 1838 bis 1840 Präses der General-Commission in Angelegenheiten der Königlich Preußischen Orden.

8) Patent als Oberst-Lieutenant, zwei Doppelblätter, ausgefertigt zu Berlin am 24. April 1840, mit großem Prägesiegel und Originalunterschrift König Friedrich Wilhelms III.

Kommandos des 10ten Infanterie-Regiments, datiert Berlin, am 25. März 1841, mit Originalunterschrift König Friedrich Wilhelms IV.

9) Allerhöchste Cabinets-Ordre, Doppelblatt, betreffs die Übertragung des interimistischen Kommandos des 10ten Infanterie-Regiments, datiert Berlin, am 25. März 1841, mit Originalunterschrift König Friedrich Wilhelms IV.

10a) Patent als Oberster von der Infanterie, zwei Doppelblätter, ausgefertigt zu Berlin am 7. April 1842, mit großem Prägesiegel und Originalunterschrift König Friedrich Wilhelms IV.

10b) Allerhöchste Cabinets-Ordre, Doppelblatt, betreffs die Übertragung des Kommandos des 28ten Infanterie-Regiments, datiert Berlin am 7. April 1842, mit Originalunterschrift König Friedrich Wilhelms IV.

11) Beglaubigungs-Schreiben zur Verleihung des Rothen Adler-Ordens dritter Klasse mit der Schleife (Verleihungsurkunde), datiert Brühl am 12. September 1842, mit Lacksiegel und Originalunterschrift König Friedrich Wilhelms IV.

12) Allerhöchste Cabinets-Ordre, Doppelblatt, betreffs die Übertragung des Kommandos der 14ten Landwehr-Brigade, datiert Berlin am 27. März 1847, mit Originalunterschrift König Friedrich Wilhelms IV.

13) Allerhöchste Cabinets-Ordre, Doppelblatt, betreffs die Beibehaltung der Uniform des 28ten Infanterie-Regiments, datiert Berlin am 24. April 1847, mit Originalunterschrift König Friedrich Wilhelms IV.

14) Allerhöchste Cabinets-Ordre, Doppelblatt, betreffs die Begnadigung bzw. die Abkürzung der Strafe des Militärsträflings Müller, datiert Berlin am 27. April 1847, mit verwischter Originalunterschrift König Friedrich Wilhelms IV.

15) Beglaubigungs-Schreiben zur Verleihung des Rothen Adler-Ordens zweiter Classe mit Eichenlaub (Verleihungsurkunde), datiert Münster am 28. September 1847, mit Lacksiegel (undeutlicher Abdruck) und Originalunterschrift König Friedrich Wilhelms IV.

16) Allerhöchste Cabinets-Ordre, Doppelblatt, betreffs Beförderung zum Generalmajor, datiert Berlin am 10. Mai 1848, mit Originalunterschrift König Friedrich Wilhelms IV.

17a+b) Patent als General-Major von der Infanterie, zwei Doppelblätter, ausgefertigt zu Berlin am 10. Mai 1848, mit großem Prägesiegel und Originalunterschrift König Friedrich Wilhelms IV. Dazu das Übersendungsschreiben der Königlichen Geheimen Kriegs-Kanzlei, datiert Berlin am 8. Juli 1848, mit Originalunterschrift.

18) Verleihungs-Urkunde zur Badischen Gedächtniß-Medaille, Doppelblatt, datiert Carlsruhe am 29. August 1849, mit Faksimile-Unterschrift des großherzoglich badischen Kriegsministers August Freiherr von Roggenbach.

19) Beglaubigungs-Schreiben zur Verleihung der Schwerter zum Rothen Adler-Orden zweiter Classe mit Eichenlaub (Verleihungsurkunde), datiert Sanssouci am 20. September 1849, mit Lacksiegel (tlw. beschädigt) und Originalunterschrift König Friedrich Wilhelms IV.

20) Korrespondenz die Pensionierung betreffend, zwei Blätter, das erste datiert am 22. April 1851, das zweite datiert Düsseldorf am 31. April 1851, mit adressiertem Briefcouvert, auf dem Revers mit Lacksiegel.

21a) Beglaubigungs-Schreiben zur Verleihung des Sterns zum Rothen Adler-Orden zweiter Klasse mit Eichenlaub und Schwertern am Ringe (Verleihungsurkunde), datiert Königsberg am 18. Oktober 1861, mit kleinem Prägesiegel und Originalunterschrift König Wilhelms I.

21b+c) Übersendungsschreiben der Königlichen General-Ordens-Kommission für die Ordensinsignien, datiert Berlin am 29. Oktober 1861, mit Originalunterschrift des Präses Friedrich Wilhelm Karl Graf von Brühl (1788-1867, im Amt von 1855 bis 1863), mit handschriftlichem Vermerk, datiert am 26. November 1861

Dazu: Übersendungsschreiben der Königlichen General-Ordens-Kommission für das Patent über den Stern, datiert Berlin am 11. Januar 1862, mit Originalunterschrift des Präses Friedrich Wilhelm Karl Graf von Brühl.

22) Beglaubigungs-Schreiben zur Verleihung der Erinnerungs=Kriegs=Denkmünze für Combattanten, für die Krieger der glorreichen Feldzüge 1813, 1814, 1815 (Verleihungsurkunde), datiert Berlin am 17. März 1863, mit Originalunterschrift König Wilhelms I.

Die einzelnen Dokumente in sehr unterschiedlichen Erhaltungen, ein- oder mehrfach gefaltet, teils minimal eingerissen, im unteren und teilweise im rechtsseitigen Bereich der Dokumente größtenteils mehr oder weniger deutliche Feuchtigkeits- oder Wasserschäden, dadurch teilweise auch Ein- und Ausrisse. Eine Vorbesichtigung ist empfehlenswert! Angeboten mit umfangreicher 34-seitiger Dokumentation.
Von größter Seltenheit II

Trotz teilweise erheblicher Erhaltungsmängel handelt es sich hierbei um den überaus seltenen und historisch bedeutsamen Teilnachlaß eines preußischen Offiziers, der unter Generalfeldmarschall Gebhard Leberecht Fürst Blücher von Wahlstatt (1742–1819) in der Schlacht bei Waterloo kämpfte und sowohl das Eiserne Kreuz II. als auch I. Klasse erhielt. Mit vier Original-Signaturen König Friedrich Wilhelms III., elf von König Friedrich Wilhelm IV. und zwei von König Wilhelm I. Seine militärische Laufbahn setzte jener Niesewand anschließend im ruhmreichen preußischen 28. Infanterie-Regiment fort, dessen Chef ab 1826 der britische Feldmarschall Arthur Wellesley, 1st Duke of Wellington (1769–1852), war.
Friedrich Johann Anton Leopold Otto von Niesewand wurde am 8. Juli 1793 in Queetz (heute Świątki in der Woiwodschaft Ermland-Masuren, Nordostpolen) geboren. Er war Sohn des katholischen Seconde-Lieutenants a. D. Johann Nepomuk Ludwig von Niesewand (1764–1802), Herr auf Queetz, und dessen Ehefrau Johanna Albertine, geb. Gräfin von Egloffstein (1771–1799).
Nach dem frühen Tod seiner Eltern wuchs er bei seinem Onkel auf. Am 1. Oktober 1803 trat er als Gefreitenkorporal in das Füsilierbataillon „von Stutterheim“ der 2. Ostpreußischen Füsilierbrigade der Preußischen Armee ein. Zunächst Port d’Epée-Fähnrich, wurde er mit Patent vom 2. Januar 1807 zum Seconde-Lieutenant befördert. Während des Vierten Koalitionskrieges nahm er 1806/07 an den Gefechten bei Walterdorf und Braunsberg teil. Nach dem Frieden von Tilsit (7./9. Juli 1807) wechselte er am 22. Januar 1808 in das 2. Westpreußische Infanterie-Regiment, aus dem er jedoch am 18. Oktober 1811 ausschied.
Mit Beginn der Befreiungskriege kehrte Niesewand am 1. Juli 1813 in die Armee zurück und wurde dem 4. Ostpreußischen Reserve-Bataillon (später 3. Reserve-Infanterie-Regiment) zugeteilt. Er kämpfte u. a. in den Belagerungen von Torgau, Wittenberg und Magdeburg, in der Schlacht bei Großgörschen (2. Mai 1813) sowie in den Gefechten bei Zahna, Dessau, Zerbst und Ottersleben. Für seine Verdienste in der Schlacht bei Dennewitz (6. September 1813) verlieh ihm König Friedrich Wilhelm III. (1770-1840, reg. seit 1797) am 21. Oktober 1813 das Eiserne Kreuz II. Klasse.
Mit Patent vom 10. April 1815 wurde er Premier-Lieutenant und Adjutant der 12. Brigade des III. Armeekorps. In dieser Funktion nahm er an der Schlacht von Waterloo (18. Juni 1815) unter Generalfeldmarschall Blücher teil und erhielt hierfür später das Eiserne Kreuz I. Klasse (Urkunde nicht mehr erhalten). Auch die preußische Kriegsdenkmünze wurde ihm verliehen.
Am 31. März 1817 folgte die Beförderung zum Hauptmann. Am 15. Oktober 1818 wurde er Adjutant der 15. Division. Für 25 Dienstjahre erhielt er am 21. Juni 1826 das Dienstauszeichnungs-Kreuz. Mit Patent vom 28. April 1829 stieg er zum Major auf, 1831 wurde er Direktor der Divisionsschule. Ab 1835 war er Kommandeur des I. Bataillons im 28. Landwehr-Regiment in Köln. 1840 erhielt er den Roten Adler-Orden IV. Klasse, wurde zum 28. Infanterie-Regiment versetzt und zum Oberst-Lieutenant befördert.
Unter König Friedrich Wilhelm IV. (1797-1861, reg. seit 1840) wurde Niesewand am 25. März 1841 mit der Führung des 10. Infanterie-Regiments beauftragt und am 12. September desselben Jahres zu dessen Kommandeur ernannt. Am 7. April 1842 erhielt er die Beförderung zum Oberst und übernahm am selben Tag das Kommando über das 28. Infanterie-Regiment. Im September 1842 folgte die Auszeichnung mit dem Roten Adler-Orden III. Klasse mit Schleife. 1843 nahm er als Beobachter an den Übungen des X. Deutschen Bundeskorps teil.
Am 27. März 1847 übertrug man ihm das Kommando über die 14. Landwehr-Brigade. Kurz darauf, am 28. September 1847, wurde er mit dem Roten Adler-Orden II. Klasse mit Eichenlaub ausgezeichnet. Am 10. Mai 1848 beförderte ihn der König zum Generalmajor.
1849 nahm Niesewand an der Niederschlagung der Revolution in Baden teil. Dafür erhielt er am 29. August 1849 die von Großherzog Leopold (1790-1852, reg. seit 1830) gestiftete Gedächtnismedaille, im Volksmund „Brudermord-Medaille“ genannt. Zudem verlieh ihm Friedrich Wilhelm IV. die Schwerter zum bereits getragenen Roten Adler-Orden II. Klasse mit Eichenlaub.
Am 12. April 1851 trat Niesewand in den Ruhestand. Zunächst lebte er auf seinem Gut Lerbach bei Bergisch Gladbach, später in Unkel (heute Landkreis Neuwied, Rheinland-Pfalz). König Wilhelm I. (1797-1818, reg. seit 1858 als Prinzregent, seit 1861 als König und seit 1871 als Deutscher Kaiser) verlieh ihm aus Anlaß seiner Krönung am 18. Oktober 1861 den Stern zum Roten Adler-Orden II. Klasse mit Eichenlaub und Schwertern am Ring. Am 17. März desselben Jahres erhielt er außerdem die Erinnerungs-Kriegsdenkmünze für die Feldzüge von 1813 bis 1815.
Seit dem 15. Oktober 1831 war Niesewand mit Therese, geb. Freiin von Negri (1811–1877), verheiratet. Das Paar hatte vier Kinder:
1. Anna Maria Josephine Hubertine Ferdinande (1839–1930);
2. Franz Joseph Maria Hubert (1832–1904), später preußischer Generalmajor und Ehrenritter des Malteserordens;
3. Friedrich Wilhelm (1833–1916), später preußischer Generalleutnant;
4. Eduard (1837–1913), später Geheimer Regierungsrat und Landrat.
Otto von Niesewand starb am 12. September 1884 in Unkel.